Metal-CD-Review: ULTIMATIUM – Hwainoo (2008)

Alben-Titel: Hwainoo
Künstler / Band: Ultimatium (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 16. April 2008
Land: Finnland
Stil / Genre: Power Metal
Label: Mastervox

Alben-Lineup:

Tomi Viiltola – Vocals
Harri Niskanen – Guitars
Matti Pulkkinen – Keyboards
Tuomo Juntunen – Bass
Tony Qvick – Drums

Track-Liste:

1. Fight the Time (05:07)
2. Dreamlife (04:31)
3. Set the Sails (05:11)
4. Storms (05:06)
5. Descent (03:57)
6. On the Edge (06:24)
7. Play the Game (05:01)
8. Whispers (of the World) (08:46)

Ja, warum denn auch nicht ?

Nein – wirklich kultverdächtig war das, was ULTIMATIUM auf ihrem 2044 veröffentlichten Debütalbum NEW DAWN (siehe Review) abgeliefert hatten; nicht gerade. Darum wusste aber offenbar auch die Band selbst, sodass der Druck in Bezug auf das 2008 nachgeschobene HWAINOO umso größer gewesen sein muss. Immerhin: die Finnen hatten sich für ihr zweites Album nicht nur wesentlich mehr Zeit genommen und nicht wie zuvor auf frühere Demo-Tracks zurückgegriffen – auch im Hinblick auf das Lineup hatte sich einiges getan. Insbesondere ein Wechsel sollte sich dabei als besonders markant respektive glücklich erweisen: für den einstigen Leadsänger JT Partanen kam der bereits von DREAMTALE bekannte Tomi Viiltola, der auf dem vorliegenden HWAINOO zu einem so noch nicht von ihm bekannten Rundumschlag ausgeholt hatte. Ein Rundumschlag, der dabei wesentlich besser zu den flotten Power Metal-Kompositionen von ULTIMATIUM zu passen schien – und der die eigentlich typisch nordische Spielart der Finnen endlich auf ein wirklich konkurrenzfähiges Niveau hievte.

Allerdings, und diese Einschränkung sollte man durchaus vornehmen; bedeutet dass nicht dass ULTIMATIUM damit alle ihre zuvor offenbarten Probleme gelöst hatten. Sicher, Tomi Viiltola war ein Glücksgriff – zumal er auf HWAINOO wesentlich variabler agierte als noch sein Vorgänger, und dabei auch eine spürbar größere Stilsicherheit an den Tag legte. Dennoch konnte man auch dieses Mal nicht wirklich von einem rundum zufriedenstellenden Leadgesangspart sprechen – sondern vielmehr von einem ebenso ungewöhnlichen wie interessanten, der unter Umständen eher dazu in der Lage ist als faszinierendes Kuriosum denn als stimmiges Gesamtpaket zu fungieren. So wild und überbordernd wie etwa im Opener FIGHT THE TIME – der dazu noch mit nicht ganz so ernstzunehmenden Inhalten respektive einem gewissen Augenzwinkern daherkommt – hatte schließlich schon lange kein Genre-Frontmann mehr getönt. In erster Linie sorgt das für einem immensen Unterhaltungswert sowie den Drang, eine dezent verrückte Nummer wie diese unbedingt auch seinen Freunden zeigen zu wollen. Ob sich das Ganze aber auch im Sinne eines atmosphärischen Power Metal-Dauerbrenners eignet, ist eine ganz andere Frage – die ein jeder für sich selbst entscheiden muss.

Ebenfalls dezent problematisch ist, dass ULTIMATIUM auf HWAINOO zwei weitere ihrer früheren Schwächen ebenfalls nicht gänzlich abgelegt hatten: zum einen die recht exzessive Keyboard-Nutzung, die einigen Puristen übel aufstoßen könnte – sowie auch die sogenannte obligatorische balladeske Seite. Dabei sind hier allerdings weniger  die ebenso bedächtigen wie grundsätzlich recht gut funktionierenden Stampfer a’la DREAMLIFE oder das etwas unspektakulärere DESCENT gemeint – sondern eher ein Titel wie STORMS. Immerhin: Leadsänger Tomi Viiltola sorgt hier vor allem zu Beginn für einen weiteren überraschenden Moment, indem er sich einer ungewöhnlich tiefen Stimmlage bedient. Und doch steht eine Nummer wie diese relativ eindeutig Pate dafür, dass ULTIMATIUM so ihre lieben Probleme mit Balladen hatten – und lieber gleich gänzlich auf selbige hätten verzichten sollen. Zumal ein Album wie HWAINOO ohnehin eher für einen übergeordneten Spaß- und Unterhaltungsfaktor steht, und nicht unbedingt eine zum Schneiden dichte Atmosphäre – auch wenn ON THE EDGE diesbezüglich doch noch einiges unerwartetes abfackelt, auch dank der eingestreuten Gastgesänge.

Dennoch: am meisten Laune macht HWAINOO, wenn ULTIMATIUM sowie insbesondere der hiesige Leadsänger Tomi Viiltola aus allen Rohren feuern – und dabei ebenso energetische wie schlicht enorm mitreißende Titel wie den bereits erwähnten Opener, das ähnlich aufgemachte SET THE SAILS oder PLAY THE GAME inszenieren. Das ON THE EDGE sowie der überlange Rausschmeißer dem Ganzen dann doch eine etwas ernstere Komponente verleihen  rundet das Ganze analog zur hervorragenden Abmischungs- und Produktionsarbeit sowie natürlich auch der respektablen Leistung des Gitarristen Harri Niskanen ab.

Absolute Anspieltipps: FIGHT THE TIME, SET THE SAILS, ON THE EDGE, PLAY THE GAME


„Ob sich das Ganze nur für Zwischendurch eignet oder doch das Zeug zu einem echten Dauerbrenner hat ist schwer zu sagen – doch ihr Debütalbum haben ULTIMATIUM mit ihrem furiosen Zweitwerk allemal getoppt.“

Metal-CD-Review: CRYONIC TEMPLE – Immortal (2008)

Alben-Titel: Immortal
Künstler / Band: Cryonic Temple (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 21. November 2008
Land: Schweden
Stil / Genre: Power Metal
Label: Metal Heaven

Alben-Lineup:

Esa Ahonen – Guitars
Björn Svensson – Bass
Hans Karlin – Drums
Leif Collin – Guitars
Magnus Thurin – Vocals

Track-Liste:

1. Immortal (05:52)
2. Standing Tall (04:36)
3. Where Sadness Never Rests (05:59)
4. Beg Me (04:54)
5. Freedom Calling (04:47)
6. Fear of the Rage (04:19)
7. Time (05:14)
8. Fight to Survive (04:27)
9. Train of Destruction (05:19)
10. As I Sleep (03:54)
11. Departure (02:00)

Unsterblich, aber nicht unangreifbar.

Die frühen 2000er Jahre waren eine gute Zeit für die schwedischen Power Metaller von CRYONIC TEMPLE – die mit ihren ersten drei Studioalben CHAPTER I (siehe Review), BLOOD, GUTS & GLORY (Review) und IN THY POWER (Review) mehr als ordentlich vorgelegt und sich dementsprechend auch einen stetig wachsenden Bekanntheitsgrad erarbeitet hatten. Das leider Gottes aber auch die schönste Erfolgsgeschichte nicht vor so mancher Schwankung oder gar einem expliziten Einbruch gefeit ist, bewiesen die Schweden spätestens mit der Präsentation ihres vierten Studioalbums IMMORTAL. Zwar ist selbiges Werk noch immer weit davon entfernt ein schlechtes oder komplett zu vernachlässigendes Genre-Album zu sein – und doch ist es durchaus dazu in der Lage, für einen dezent faden Beigeschmack zu sorgen. Erst Recht natürlich im Vergleich mit den drei grundsoliden bis hervorragenden Vorgängern – und in Anbetracht dessen, dass sich CRYONIC TEMPLE nach dem letztaktuellen IN THY POWER für den ein oder anderen markanten Lineup-Wechsel entschieden hatten oder vielleicht auch entscheiden mussten. Dass man dabei ausgerechnet auch den bis dato die Band vertretenen Leadsänger Johan Johansson durch den relativ unbekannten und unerfahrenen Magnus Thurin ersetzte, gehört dabei sicher nicht zu den besten jemals von der Band getroffenen Entscheidungen.

Schließlich waren es nicht zuletzt eben jene Lineup-Wechsel, die zu einem relativen Chaos innerhalb der Band (und letztendlich auch dem Stillstand bis zum erst 2017 erschienen Rückkehr-Album INTO THE GLORIOUS BATTLE) geführt hatten – so sehr man es CRYONIC TEMPLE auch gewünscht hätte, auch mit dem neuen Leadsänger noch die Kurve zu kriegen. Sicher, ins Zeug gelegt hatten sie sich durchaus – wofür das mit insgesamt 11 Titeln und einer Gesamtspielzeit von knapp 52 Minuten gespickte IMMORTAL ja gewissermaßen Pate steht, wenn auch nur auf den ersten Blick. Schließlich macht sich schon mit dem Opener und Titeltrack IMMORTAL bemerkbar, dass CRYONIC TEMPLE nicht nur ihren Leadsänger ausgetauscht sondern sich zwangsläufig auch stilistisch neu orientiert hatten. Dass die hier gefundene Alternative in Form einer vergleichsweise modernen und überraschend gleichförmigen Gangart so wenig überzeugt, hat dabei mindestens zwei Gründe: zum einen war sie kaum noch mit der bisher von der Band an den Tag gelegten Marschrichtung vereinbar, und zum anderen konnte IMMORTAL auch als unabhängig betrachtetes Genre-Album nur verdächtig wenig Staub aufwirbeln.

Anders gesagt: die Zeiten, in denen CRYONIC TEMPLE einen ebenso klassischen wie angenehm hymnischen und zeitlosen Power Metal inszenierten, waren mit IMMORTAL weitestgehend vorüber – und der neue Soundanstrich der Band sollte einigen gehörig vor den Kopf gestoßen haben. Dass IMMORTAL nicht wirklich konsequent klingt und wirkt, liegt aber nicht nur an der grundsätzlich soliden (aber eben nicht zu CRYONIC TEMPLE passenden) Gesangsdarbietung von Magnus Thurin – sondern auch am ständigen mäandern der Band zwischen verschiedenen Strömungen und Subgenres des Metal. Irgendwo zwischen dem Echo ihres alten Power Metals, einer am ehesten dem Thrash Metal zuzuordnenden Gangart, fragwürdigen Anleihen aus dem Bereich des Grooves und fast schon radiotauglich-rockigen Elementen (wofür es nicht erst die Ballade AS I SLEEP braucht) schienen CRYONIC TEMPLE dabei ganz offensichtliche Identitätsprobleme zu haben – was dazu führt, dass ein Großteil der Nummern einen ebenso schwachen wie schlicht extrem verwechselbaren Eindruck vermittelt und kaum im Gedächtnis bleibt.

Selbst eine der potentiellen Stärken von IMMORTAL – namentlich die Tatsache, dass es sich trotz allem um ein recht Gitarren-intensives Album handelt – fällt hier nicht wirklich ins Gewicht, da die Schweden zumeist auf ein eher simples und schnell repetitiv erscheinendes Riffing setzen. Von den Soli-Parts, für die die Band einst ebenso bekannt wie berüchtigt war; gar nicht erst zu sprechen. IMMORTAL markiert damit eines jener Power Metal-Alben, die sich für vieles eigneten – vor allem aber die Besiegelung einer einst vielversprechenden Genre-Karriere. Wie man heute weiß haben sich CRYONIC TEMPLE aber doch noch aus ihrem selbst geschaufelten Loch befreien können – auch wenn es bis zur Rückkehr mit INTO THE GLORIOUS BATTLE einige Jahre gedauert hat.

Absolute Anspieltipps: STANDING TALL, FEAR OF RAGE


„Der einzige Moment der CRYONIC TEMPLE-Diskografie, den man getrost vernachlässigen kann – und vielleicht auch sollte.“

Metal-CD-Review: SECRET SPHERE – Sweet Blood Theory (2008)

Alben-Titel: Sweet Blood Theory
Künstler / Band: Secret Sphere (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 21. Mai 2008
Land: Italien
Stil / Genre: Power Metal
Label: Avalon

Alben-Lineup:

Roberto „Ramon“ Messina – Vocals
Aldo Lonobile – Guitars
Paolo „Paco“ – Gianotti Guitars
Andrea Buratto – Bass
Federico Pennazzato – Drums
Antonio Agate – Keyboards

Track-Liste:

1. Evil or Divine (00:55)
2. Stranger in Black (05:14)
3. From a Dream to a Nightmare (06:29)
4. Bring On (05:31)
5. The Shadows of the Room of Pleasure (05:08)
6. Welcome to the Circus (05:01)
7. The Butterfly Dance (04:41)
8. Sweet Blood Theory (05:19)
9. Feed My Fire (03:54)
10. All These Words (04:34)
11. Vampire’s Kiss (04:37)

Wenn Theorie und Praxis nah beieinander liegen.

Nein, eigentlich verheißt der Blick auf das Alben-Cover von SWEET BLOOD THEORY nichts gutes – auch oder gerade weil man Anwandlungen wie die hier gezeigten eher von einer Genre-Formation wie SKYLARK erwartet hätte. Dennoch muss man SECRET SPHERE mindestens eines lassen: die bereits 1997 gegründete Italo-Power-Combo bewies in Anbetracht ihrer kontinuierlichen Release-Frequenz ein ordentliches Durchhaltevermögen – und schien darüber hinaus in der Lage zu sein, aus bereits begangen Fehlern zu lernen. Dementsprechend sollte man sich auch nicht vom ersten Eindruck des vorliegendes fünften Studioalbums der Recken um Frontmann Roberto „Ramon“ Messina täuschen lassen, denn immerhin – und glücklicherweise – unterstrich es den insgesamt als positiv zu betrachtenden Werdegang der Band, die kurz nach der Jahrtausendwende mit ihrem zweiten Studioalbum A TIME NEVER COME (siehe Review) Geschichte geschrieben und sich bald darauf einen ersten Ausrutscher geleistet hatte (namentlich das 2003 erschienene SCENT OF HUMAN DESIRE, Review).

Umso schöner ist es zu sehen, dass es SECRET SPHERE in Bezug auf die Wiederherstellung ihres einst etablierten Images nicht allein beim 2005 nachgeschobenen HEART & ANGER (Review) beließen – und der geneigten Hörerschaft mit SWEET BLOOD THEORY ein weiteres schlagkräftiges Argument in Richtung eines ebenso progressiv wie symphonisch angehauchten Power Metals kredenzten. Und dazu noch einen, der – und das ist die eigentliche mit dem fünften Album der Italiener einhergehende Überraschung – erstmals nicht mehr wirklich mit dem beinahe parallelen Schaffen der Kollegen von LABYRINTH verwechselt werden konnte. Anders gesagt: SECRET SPHERE hatten noch einmal ordentlich an ihren Alleinstellungsmerkmalen gefeilt und sie weiter ausgebaut – und mit den 11 auf SWEET BLOOD THEORY enthaltenen Titeln aufgezeigt, dass sie weit mehr waren als eine mit Band X oder Y zu vergleichende (oder gar selbige nachahmende) Combo. Glücklicherweise lebt das Album auch von eben dieser neu gefundenen Sicherheit und Zielstrebigkeit, die nach dem noch am ehesten zu vernachlässigenden Intro EVIL OR DIVINE in einer recht überzeugenden Art und Weise zum Tragen kommt.

Und tatsächlich: schon mit ihrem extrem starken Alben-Auftakt in Form des erfrischend knackigen Openers STRANGER IN BLACK, des atmosphärischen FROM A DREAM TO A NIGHTMARE sowie des leicht melancholischen BRING ON vermögen es die Italiener, für ein markantes Aufhorchen zu sorgen. Zum einen, da man hier schlicht die alte Ausdruckskraft, Spielfreude und den Ideenreichtum der A TIME NEVER COME-Ära wiederzubeleben scheint; und das auf eine recht angenehme Art – und zum anderen, da den Italienern hier vor allem in Bezug auf das an den Tag gelegte Handwerk und das durchaus als brillant zu bezeichnende Songwriting einfach nichts vorzuwerfen ist. Dass einzige Problem an und mit SWEET BLOOD THEORY ist daher noch am ehesten, dass das Album dieses immense Qualitätsniveau im weiteren Verlauf nicht immer halten kann – doch selbst das macht in diesem Fall nichts oder zumindest wenig, da man auch die nicht beim ersten Anlauf zündenden oder auch mal mit auf den ersten Blick störenden Elementen (wie etwa das Keyboard in WELCOME TO THE CIRCUS) versehenen Nummern mit einigen Highlights versehen hat.

Fast schon wenig überraschend erscheint in diesem Zusammenhang, dass es SECRET SPHERE ebenfalls geschafft haben eine gut funktionierende Ballade auf die Beine zu stellen. Sicher, THE BUTTERFLY DANCE gehört nicht unbedingt zu den besten Titeln des Albums – und doch zeigt sich in Details wie diesen, dass sich die Italiener einige Gedanken um ihr fünftes Album gemacht haben. Grundsätzlich fühlt sich keine der Nummern überflüssig oder so an, als wäre sie fehl am Platz – sodass mit Ausnahme weniger schwächerer Momente von einem zutiefst gelungenen Genre-Album sprechen kann, dass einen selbst in den zunächst eher unscheinbaren Momenten immer wieder positiv zu überraschen vermag. SWEET BLOOD THEORY kann sich damit allemal einen Platz in der Riege der besten SECRET SPHERE-Alben überhaupt sichern – und sollte bei jedem, der auch nur ansatzweise etwas mit dem Schaffen von Combos wie LABYRINTH oder VISION DIVINE anfangen kann; im Regal stehen.

Absolute Anspieltipps: STRANGER IN BLACK, FROM A DREAM TO A NIGHTMARE, BRING ON


„Die perfekte Symbiose aus den alten SECRET SPHERE und eines so erstmals anberaumten, enorm atmosphärischen Alben-Konzepts.“

Metal-CD-Review: EDGUY – Tinnitus Sanctus (2008)

Alben-Titel: Tinnitus Sanctus
Künstler / Band: Edguy (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 14. November 2008
Land: Deutschland
Stil / Genre: Power Metal
Label: Nuclear Blast

Alben-Lineup:

Tobias Sammet – Vocals
Jens Ludwig – Guitars
Dirk Sauer – Guitars
Tobias „Eggi“ „Exxel – Bass
Felix Bohnke – Drums

Track-Liste:

1. Ministry of Saints (05:02)
2. Sex Fire Religion (05:57)
3. The Pride of Creation (05:29)
4. Nine Lives (04:27)
5. Wake Up Dreaming Black (04:06)
6. Dragonfly (04:57)
7. Thorn Without a Rose (04:47)
8. 9-2-9 (03:48)
9. Speedhoven (07:43)
10. Dead or Rock (05:00)
11. Aren’t You a Little Pervert Too?! (02:20)

Von stilistischen Verirrungen, Teil 4.

Was ist es doch schön – und vor allem abwechslungsreich – eine Diskografie wie die von EDGUY aufzuarbeiten. Erst Recht wenn man bedenkt, dass die Fulderaner im Laufe ihrer bereits in den frühen 90ern begonnnen Karriere die ein oder andere einschneidende Entscheidung getroffen haben. Entscheidungen, die sich selbstverständlich auch auf den Sound und die letztendlich etablierte Wirkung der Band ausgewirkt haben – und stellenweise auch dazu führten, dass sich die hiesige Fangemeinde regelrecht spaltete. Tatsächlich könnte man durchaus einige gute Gründe dafür finden, der ebenso klassischen wie prächtigen Anfangszeit der Band – die vor allem Ende der 90er einige äußerst hochkarätige Genre-Werke ablieferte – nachzutrauern.

Andererseits, und stellvertretend für so manch andere Band möchte man etwaigen Weiterentwicklungen oder Neuausrichtungen aber auch nicht im Wege stehen – und Bands, die sich gerade innerhalb ihrer zweiten Blütephase zu befinden scheinen; trotz allem eine weitere Chance geben. Eben das fiel im Falle von EDGUY nicht gerade leicht – die sich mit ihren beiden bis dato mittelprächtigsten Alben HELLFIRE CLUB (siehe Review) und ROCKET RIDE (Review) beileibe nicht nur Freunde gemacht haben. Dennoch, und bei aller Liebe hatten diese beiden Alben aber noch einen entscheidenden Vorteil: man konnte sich über sie streiten, und dementsprechend sowohl einige gute als auch eher zu vernachlässigende Aspekte an ihnen benennen.

Etwas anders sah und sieht es dagegen im Fall von TINNITUS SANCTUS aus – und damit auch einem EDGUY-Album, welches den Begriff eines Hörschadens offenbar nicht von ungefähr in seinem Titel stecken hat. Fest steht: auch wenn bereits das Antlitz eines Albums wie MANDRAKE von einem leicht irre dreinblickenden Clown geschmückt wurde, hatten EDGUY ihre in eben diese Richtung gehende Wandlung spätestens mit dem vorliegenden TINNITUS SANCTUS vollzogen. Eine Wandlung in eine nicht unbedingt direkt nachvollziehbare, mitunter gar verstörende Richtung – die einen kaum glauben lässt, dass die Band einst für maßgebliche Genre-Werke vom Schlage eines THATER OF SALVATION verantwortlich war.

Sicher, ein wenig Spaß muss sein – und der darf gerne auch mal in den Gefilden des Power Metals Einzug halten. Aber wenn dann bitte stilsicher und pointiert – oder so, dass er auf irgendeine andere Art und Weise durchdacht wirkt und ohne größere Schmerzen transportiert werden kann. TINNITUS SANCTUS indes versagt an genau diesem Punkt, und präsentiert sich nicht nur wie ein schlechter Genre-Witz der so gut wie überhaupt nichts mehr mit der einst von EDGUY eingeschlagenen Marschrichtung in Bezug auf einen klassischen europäischen Power Metal am Hut hat – sondern auch wie ein Album, dem man selbst aus der Sichtweise eines harmlos-radiotauglichen Gedudels nicht viel abgewinnen kann.

Anders gesagt: Nummern wie das langatmige MINISTRY OF SAINTS, das relativ peinliche SEX FIRE RELIGION oder das alberne NINE LIVES machen einfach keinen Spaß – trotz der grundsätzlich annehmbaren Leistung von Tobias Sammet und den restlichen Bandmitgliedern. Nummern wie das etwas bessere THE PRIDE OF CREATION oder eventuell noch das merkwürdige betitelte SPEEDHOVEN zeigen auf, dass es EDGUY zumindest in der Theorie noch immer draufgehabt hätten – doch alles andere rangiert grundsätzlich unter ferner Liefen. Der absolut belanglos erscheinende Gitarrensound, die weichgespülte Produktion, die teils unsäglichen Lyrics, die radiotauglich-poppigen Refrains und eine riesengroße Portion Langeweile – hier ging wahrlich einiges daneben. Umso leichter erscheint es, TINNITUS SANCTUS als bis dato belanglosestes EDGUY-Album überhaupt zu bezeichnen.

Absolute Anspieltipps: THE PRIDE OF CREATION, SPEEDHOVEN, DEAD OR ROCK


„Hart an der Schmerzgrenze des gerade noch so erträglichen.“

Filmkritik: „Dog Gone / Diamond Dog Caper“ (2008)

Filmtyp: Spielfilm
Regie: Mark Stouffer
Mit: Luke Benward, French Stewart, Brittany Curran u.a.
Land: USA
Laufzeit: ca. 108 Minuten
FSK: keine Angabe / nicht geprüft
Genre: Komödie
Tags: Kleinstadt | Kinder | Familie | Hund | Verbrecher

Ich glaub‘ mich tritt ein Hund.

Inhalt: Irgendwo in einer amerikanischen Vorstadt hat ein kleiner Junge schwer mit dem Verlust seines geliebten Hundes zu kämpfen. Dennoch lässt sich Owen (Luke Benward) nicht unterkriegen: er behauptet sich gegen seine ältere Schwester, trägt die Zeitung aus – und verbringt viel Zeit in seinem Baumhaus, dass sich in einem nahe gelegenen Waldstück befindet. Eines Tages, und während er sich dort wieder einmal seinen zahlreichen Erfindungen widmet; beobachtet er ein gleichermaßen seltsames wie verdächtiges Trio. Tatsächlich handelt es sich bei Blackie (French Steward), Arty (Kelly Perine) und Bud (Kevin P. Farley) um bekannte Kleinkriminelle, die planen eine wertvolle Fracht zu schmuggeln – und das ausgerechnet mit der Hilfe eines Hundes. Nach seinen Beobachtungen entschließt sich Owen schnell dazu, das Tier aus seiner misslichen Lage zu befreien – und im besten Falle auch noch die Gauner zu stoppen.

Kritik: Von Filmen, die explizit auf ein jüngeres Zielpublikum zugeschnitten sind; gibt es solche und solche. Oft – und glücklicherweise – bleibt es dabei nicht allzu lange ein Geheimnis, von wessen Geistes Kind bestimmte Werke sind. Eben so ist es auch im Fall der erstaunlicherweise ganze 107 Minuten langen US-Slapstick-Komödie DOG GONE von Mark Stouffer – die schlicht mit soviel Blödsinn um sich wirft, dass sie selbst in Anbetracht ihres Daseins als Kinderfilm auffällig plump und vorhersehbar wirkt. Anders gesagt: DOG GONE präsentiert nicht nur die vermutlich dümmlichsten Kinderfilm-Bösewichter aller Zeiten, und lehrt jungen Zuschauern so eher das Fremdschämen anstatt das dezente Fürchten – auch blödelt er eine gefühlte Ewigkeit ärgerlich plan- und ziellos vor sich her, ohne nennenswert voranzukommen. Abgerundet wird das Ganze durch eine ordentliche Portion eines auf den Hund gekommenen KEVIN ALLEIN ZU HAUS, garniert mit einer Prise Fäkalhumor – und vielen weiteren Elementen, die die Welt nicht braucht. Wenig überraschend ist, dass schlussendlich auch die Machart inklusive der technischen und handwerklichen Aspekte eher mau ausfällt – insbesondere natürlich, was alle Aspekte des an den Tag gelegten Schauspiels betrifft. Somit wird schnell klar, dass sich der Film für vieles eignet – nur nicht für einen unterhaltsamen oder gar pädagogisch wertvollen Filmabend im Kreise der Familie.

Bilder / Promofotos / Screenshots: © Diamond Dog LLC

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„Es gibt sie noch – gute oder gar magische Kinderfilme. DOG GONE dagegen ist ein Paradebeispiel dafür, wie man es lieber nicht machen sollte.“

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Metal-CD-Review: AUVERNIA – Towards Eternity (2008)

Alben-Titel: Towards Eternity
Künstler / Band: Auvernia (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 22. Juli 2008
Land: Argentinien
Stil / Genre: Progressive Power Metal
Label: Keins / Independent

Alben-Lineup:

Juan Pablo Verni – Drums
Fernando Varela – Vocals, Guitars
Leonardo Gabriel Boan Adam – Bass
Eric Roldán – Keyboards

Track-Liste:

1. A New World Is Born (05:21)
2. A Little of Lust (04:08)
3. How Cruel Is Destiny (05:41)
4. You Will Come (06:23)
5. Interludio Nro 1 (02:41)
6. Inherent Rage (04:33)
7. Running on the Road (04:10)
8. The Master Throne (04:19)
9. The Successor (05:58)
10. Blue Blood (X-Japan cover) (05:03)
11. The Show Must Go On (Queen cover) (04:06)

Auf, auf in die Unendlichkeit.

TOWARDS ETERNITY ist das 2008 erschienene Debütalbum von AUVERNIA. Hierbei handelt es sich um eine bereits 1999 in Argentinien gegründeten Combo, die 2006 erstmals in Form einer kurzen EP (YOU WILL COME) von sich hören ließ – und einer, bei der es kaum möglich sein sollte sie vorschnell in eine einzelne Genre-Schublade zu stecken. Immerhin: als grobe Marschrichtung gibt die Band selbst eine Spielart im Bereich des Progressive Power Metal vor – doch schon der Opener A NEW WORLD IS BORN zeigt auf, dass es sich dabei tatsächlich nur um eine ungefähre Orientierung handelt oder eher handeln kann. Anders gesagt: TOWARDS ETERNITY schöpft von den ersten Sekunden an aus dem musikalischen Vollen, schlägt im stilistischen Sinne des öfteren in so manch unerwartete Richtung aus – und unterstreicht den ohnehin von AUVERNIA ausgehenden Überraschungseffekt als bis dato unbekannte, offenbar aber reichlich talentierte Newcomer-Band aus Argentinien.

Wobei – und auch das ist eine kleine Besonderheit – die Argentinier gar nicht erst darauf aus sind Musik in ihrer Landessprache einzuspielen. Wie man weiss kann das einem potentiellen internationalen Erfolg recht dienlich sein – zumindest wenn man nicht den Eindruck erweckt, dass man sich in einer wie auch immer ausfallenden Art und Weise für die Produktion verbogen hat. Bei AUVERNIA stehen diesbezüglich aber alle Zeichen auf grün. Beispielsweise bewegen sich die gerne mal etwas düstereren, atmosphärischen Texte qualitativ weit über dem Genre-Standard. Und, was vielleicht noch etwas wichtiger ist: der hiesige Frontmann Fernando Varela beherrscht nicht nur ein einwandfreies und akzentfreies Englisch, sondern vermag es auch problemlos zwischen verschiedensten Gesangsarten und -Lagen zu wechseln. So hört man den Argentinier nicht nur einen recht energischen, angenehmen Klargesang von sich geben – er sorgt auch immer wieder für markante Growl-Einwürfe. Jenes Wechselspiel unterstützt den insgesamt eher düsteren und ungestümen, handwerklich und klanglich aber perfekt aufeinander abgestimmten Gesamteindruck von TOWARDS ETERNITY.

Somit kann man auch beliebig entscheiden, ob man das Album nun als recht imposantes Ganzes betrachtet – oder aber sich einzelne Momente herauspickt. Vornehmlich solche, auf die man immer wieder gerne zurückkommt – wie etwa das nicht ganz so komplexe, dafür umso wuchtigere und eingängigere A LITTLE OF LUST; das am ehesten einem gradlinigen Power Metal-Track entspricht. Zumindest für AUVERNIA-Verhältnisse versteht sich, Abwechslung gibt es trotzdem zuhauf. Doch ob es nun die eingestreuten Chöre, die klassischen Einspieler oder das immer mal wieder auftauchende Keyboard sind – allzu künstlich oder konstruiert wirkt und klingt hier nichts. Oder eher verdächtig wenig, woran auch die handwerklich mehr als überzeugenden Leistungen der einzelnen Mitglieder verantwortlich sind – und die für ein unerwartetes Independent-Release überraschend druckvolle und selbst in Bezug auf etwaige Feinheiten überzeugende Produktion. Ein kleines Manko gibt es dann aber doch: während die meisten der auf dem Album enthaltenen Nummern durchweg überzeugen, könnte der aus den beiden Cover-Versionen entstehende Eindruck zwiespältiger nicht sein. Schließlich überzeugt BLUE BLOOD (X-JAPAN) als extrem mitreißender, sogar in den japanischen Textpassagen stilsicherer Dauerbrenner – während man mit THE SHOW MUST GO ON (QUEEN) das komplette Gegenteil macht und den wohl einzigen absolut deplatzierten Titel des Albums präsentiert.

Sei es drum, eines geht bei den Argentiniern von AUVERNIA in jedem Fall auf. Etwas, an dem so manch andere Combo scheitert: trotz der gewagten Vermengung von Elemten des Progressive-, des Power- und sogar Black Metals; sowie der quasi nebenbei stattfindenden Hereingabe von Einflüssen aus der Klassik und dem Jazz klingt TOWARDS ETERNITY noch immer recht kohärent und organisch. Einen allzu modernen Eindruck muss man bis auf wenige Ausnahme-Momente ebenfalls nicht befürchten, wenn überhaupt einen dezent experimentellen – der sich aber umso mehr legt, je intensiver man in den Alben-Kosmos eingestiegen ist. Fakt ist aber: um ein schnell oder nebenbei zu verköstigendes Album handelt es sich bei TOWARDS ETERNITY keineswegs – man muss sich schon etwas Zeit nehmen und überdies bereit sein, nicht in vorgefertigten Schubladen zu denken. Wem das gelingt, den erwartet eine musikalisch höchst interessante Reise, die man am ehesten mit den Erzeugnissen einer Band wie SYMPHONY X vergleichen könnte – mit dem Unterschied, dass AUVERNIA noch viel öfter aus den gängigen Power Metal-Konventionen ausbrechen und insgesamt etwas schroffer klingen – nicht zuletzt aufgrund der aggressiven Growls.

Absolute Anspieltipps: A NEW WORLD IS BORN, A LITTLE OF LUST, INHERENT RAGE, BLUE BLOOD


„Anders, aber allemal überzeugend.“

Metal-CD-Review: DIGNITY – Project Destiny (2008)

Alben-Titel: Project Destiny
Künstler / Band: Dignity (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 27. August 2008
Land: Österreich
Stil / Genre: Melodic Power Metal
Label: Napalm Records

Alben-Lineup:

John Boy Bastard – Bass
Roland Navratil – Drums
Frank Pitters – Keyboards
Jake E – Vocals
Martin Mayr – Guitars

Track-Liste:

1. Project Destiny (04:41)
2. Arrogance and Rapture (04:44)
3. Cry in Despair (05:48)
4. Dreams Never Die (04:43)
5. Icarus (04:40)
6. Inner Circles Sympathy (04:46)
7. The Edge of the Blade (04:30)
8. Inner Demons (04:51)
9. Don’t Pay the Ferryman (03:20)

Ein ganz und gar entscheidendes Projekt.

PROJECT DESTINY ist der vielversprechende Titel des 2008 erschienenen Debütalbums von DIGNITY, einer 2006 gegründeten Power Metal-Formation aus Österreich. Und damit auch einer Band, die quasi aus dem Nichts auftauchte – und mindestens ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwunden ist. Einer relativen Versenkung wenn man so will, denn: nach einem entscheidenden Lineup-Wechsel im Jahre 2012 – bei dem ein gewisser Søren Nico Adamsen den auf PROJECT DESTINY agierenden Leadsänger Jake E ersetzte – erschien immerhin noch BALANCE OF POWER als zweites, deutlich kräftigeres und gleichzeitig auch überraschend gut abschneidendes DIGNITY-Album (siehe Review). Danach wurde es allerdings wieder verdächtig ruhig um die grundsätzlich talentierten Musiker – sodass es ein kleines Rätsel bleibt, warum die Band nie so richtig duchstarten sollte. Schließlich hatte schon das heute zu Rezensionszwecken vorliegende Debütalbum gewisse Qualitäten, wobei man eher sagen sollte dass es sie noch immer hat – und damit auch heute noch als lohnenswerte Entdeckung für den geneigten Genre-Konsumenten fungieren kann.

Allerdings, und diesen Einschub sollte man durchaus vornehmen: um ein gerne mal übersehendes, schier unantastbares Meisterwerk handelt es sich bei PROJECT DESTINY ebenfalls nicht. Die Gründe hierfür sind indes weniger im Bereich des rundum zufriedenstellenden Handwerks, der durchaus zielgerichteten Produktion oder der generellen Qualität des Songwritings zu suchen – sondern vielmehr in Bezug auf ein ganz bestimmtes Stichwort. So lässt sich die von DIGNITY offenbar bewusst in Kauf genommene Tendenz, den insgesamt 9 enthaltenen Titeln eine vergleichsweise explizite Radiotauglichkeit unterstellen zu können; eindeutig nicht von der Hand zu weisen. Und das hat mindestens zwei Folgen: einerseits scheint die Mixtur aus antreibenden Elementen des Melodic Power Metal, eingängig-rockigen AOR-Enschüben und auch mal explizit balladesken Strömungen gerade im Falle von PROJECT DESTINY hervorragend zu funktionieren – andererseits aber klingt das Album so an nicht wenigen Stellen etwas zu harmlos und unspektakulär.

So sorgen eigentlich nur die Gitarren für den nötigen Drive und einen Anflug von Härte und / oder Biss – was einigen speziell in Anbetracht der vielen konterkarierenden weichen Elemente aber nicht reichen könnte. Fest steht: das häufig eingesetzte Keyboard, das nur selten anziehende Tempo und insbesondere der äußerst weiche Leadgesang von Jake E. machen PROJECT DESTINY zu einer recht lockeren Angelegenheit. Auch die hie und da eingeworfenen Soli oder Versuche, auf etwas progressiveren Pfaden zu wandeln (wie etwa in CRY IN DESPAIR oder THE EDGE OF THE BLADE) ändern daran nicht viel. Grundsätzlich, und darauf gibt auch die relativ gleichbleibende Spielzeit der einzelnen Titel einen dezenten Aufschluss; sind die Strukturen stets auf eine bestmögliche Fusion der von DIGNITY in einen großen Topf geworfenen Klang-Elemente ausgelegt – und dass eher ohne, dass damit ein größeres Aufsehen erzeugt werden könnte. Durch und durch harmlose Titel wie DREAMS NEVER DIE, INNER CIRCLE SYMPATHY oder DONT PAY THE FERRYMAN bilden hier treffende Beispiele.

Immerhin: vom Status eines vor Kitsch nur so triefenden oder gar vollständig peinlichen Genre-erguss ist das Ganze noch weit entfernt. ARROGANCE AND RAPTURE und ICARUS beispielsweise bilden zwei der deutlich ruhigeren, aber doch recht emotionalen und thematisch interessanteren Nummern – während Titel wie der Opener PROJECT DESTINY, THE EDGE OF THE BLADE oder INNER DEMONS zumindest ansatzweise eine etwas griffigere Gangart an den Tag legen. Insgesamt betrachtet sollte man aber durchaus eine gewisse Vorliebe für einen eher weichen und bedächtig gespielten Power Metal mitbringen, um in den vollen Genuss von PROJECT DESTINY zu kommen. Die Demo LEGENDS OF SAFAR von SILVERLANE beispielsweise (siehe Review) scheint sich als Vergleichswerk anzubieten, mit ein wenig Fantasie auch das Schaffen der (späteren) EDGUY, AVANTASIA oder SAIDIAN. Wenn man so will oder nicht anders kann, könnte man sich auch eine abgespeckte oder auch freundlichere Version von KAMELOT vorstellen.

Absolute Anspieltipps: PROJECT DESTINY, ARROGANCE AND RAPTURE, ICARUS, THE EDGE OF THE BLADE


„Eher weich und zugänglich – aber auch angenehm wohlklingend und mit einigen starken Momenten.

Metal-CD-Review: ARTHEMIS – Black Society (2008)

Alben-Titel: Black Society
Künstler / Band: Arthemis (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 10. Juli 2008
Land: Italien
Stil / Genre: Power Metal
Label: Scarlet Records

Alben-Lineup:

Andrea Martongelli – Guitars
Alessio Garavello – Vocals, Guitars
Matteo Galbier – Bass
Paolo Perazzani – Drums

Track-Liste:

1. Fright Train (04:28)
2. Angels in Black (04:09)
3. Electri-Fire (04:37)
4. Medal of Honor (04:13)
5. Escape (03:43)
6. Black Society (07:36)
7. Mechanical Plague (03:54)
8. Let It Roll (04:06)
9. Zombie Eater (05:23)
10. Mr. Evil (03:55)

Entdecke die dunkle Seite der Gesellschaft – auch wenn sie beileibe nicht so klingt.

BLACK SOCIETY ist das fünfte offizielle Studioalbum der italienischen Power Metaller von ARTHEMIS – und das immerhin vierte unter der Führung des Leadsängers Allessio Garavello, der direkt nach dem Debütalbum CHURCH OF THE HOLY GHOST (siehe Review) zur Band stieß. Dabei hatte Garavello, der ab 2001 auch als Leadsänger für die britische Genre-Combo POWER QUEST verpflichtet wurde; einen nicht unerheblichen Anteil am Funktionieren von großartigen ARTHEMIS-Alben a’la THE DAMNED SHIP (Review). Gleichzeitig aber – und das ist das kuriose – schien er auf den späteren Alben teilweise markant zu schwächeln. So ist gerade das 2005 erschienene Album BACK FROM THE HEAT mit Vorsicht zu genießen – wobei nicht gänzlich klar ist, ob dieser Umstand allein aus der Zweigleisigkeit Garavello’s hervorgegangen ist. Sicher hatten die anderen Mitglieder von ARTHEMIS auch noch ein Wörtchen mitzureden – die eingeführte neue Marschrichtung der Band hin zu einem deutlich rockigeren und moderneren Sound erledigte wohl alles übrige. Anders gesagt: auch eine Band wie ARTHEMIS ist sicher nicht unfehlbar, und hat im Laufe der Jahre sowohl einige sehr gute, als auch einige deutlich schlechtere Genre-Alben hervorgebracht.

Wo genau sich diesbezüglich nun das 2008 erschienene BLACK SOCIETY einordnen lässt, bleibt nicht lange ein Geheimnis. Fakt ist, dass sich ARTHEMIS auch in diesem Fall nicht nennenswert an ihre einstigen Glanzzeiten angenähert hatten – und sich demnach immer weiter von ihrer ehemaligen Rauhheit und der an den Tag gelegten Progressivität entfernten. Immerhin machten sie hier nicht den gleichen Fehler wie auf BACK FROM THE HEAT, sodass von den ersten Takten von FRIGHT TRAIN klar wird worauf man sich mit diesem Album einlassen wird: auf ein recht beschwingtes, vergleichsweise einfach gestricktes und eher klassisch-rockig aufgemachtes Genre-Album. Eines, dass in seinen besten Momenten dezent an diverse kultige Combos aus den 80ern erinnert – wofür sich unter anderem das markante Riffing und die netten Melodien verantwortlich zeichnen. Eines hatten ARTHEMIS jedenfalls noch immer nicht verlernt, auch wenn sie es wie auf BLACK SOCIETY immer weniger zur Schau stellten: mit ihren Instrumenten umzugehen. Schade ist in diesem Zusammhang nur, dass der Bass so gut wie überhaupt nicht zu hören ist – und diverse Effekte (markant: ZOMBIE EATER) das Ganze eher in Richtung eines moderneren Anstrichs driften lassen.

Im weiteren Verlauf des Albums zeigt sich dann vor allem eines: dass ARTHEMIS nicht nur innerhalb ihrer Diskografie höchst verschiedene Eindrücke hinterlassen können, sondern auch innerhalb eines einzelnen Alben-Kontextes. Während ein Großteil der Nummern recht energetisch daherkommt, mit interessanten Soli-Parts gespickt und mit guten Refrains versehen sind; gibt es leider auch gänzlich andere – wie etwa das regelrecht klägliche ANGELS IN BLACK mit seinem übermäßigen Keyboardeinsatz und einigen ärgerlichen Pop-Anleihen. Einige andere sind dagegen vielleicht nicht direkt als Schwachpunkte auszumachen, doch können im Endeffekt auch nicht wirklich überzeugen – wie etwa das eher langatmige und mit ungünstigen Background-Shouts versehene MEDAL OF HONOUR. eben jene Nummer macht auch auf einen weiteren markanten Knackpunkt aufmerksam, der bereits im Eingang dieser Rezension angedeutet wurde: Alessio Garavello hatte stimmlich auch auf BLACK SOCIETY reichlich zu kämpfen. Und wenn schon nicht er selbst, dann doch der geneigte Genre-Hörer – der sich irgendwann schlicht an seiner wenig variablen Gesangslage im hohen Bereich sattgehört hat. In jedem Fall entsteht nach wie vor der Eindruck, dass sein Gesang wesentlich besser zum musikalischen Schaffen von POWER QUEST gepasst hatte – und nicht wirklich zum immer rockiger, sich dezent vom ursprünglichen angepeilten Genre des klassischen europäischen Power Metal entfernenden ARTHEMIS-Sound der Post-THE DAMNED SHIP-Ära.

Letztendlich macht BLACK SOCIETY noch immer eine dezent bessere Figur als der Vorgänger BACK FROM THE HEAT – doch die wenigen wirklich überzeugenden Momente reichen nicht aus, um das Album im Sinne einer absoluten Kaufempfehlung zu retten. Dafür wirft allein der Leadgesangspart zu viele Geschmacksfragen auf (Stichwort LET IT ROLL) – und eventuell auch die wehmütige Erinnerung daran, wie grandios ARTHEMIS einst geklungen haben. Spätestens ab BACK FROM THE HEAT schien aber eher eine gewisse Massentauglichkeit zu grüßen… leider.

Absolute Anspieltipps: FRIGHT TRAIN, ELECTRI-FIRE, MECHANICAL PLAGUE


„Weder wirklich gut noch schlecht, und damit fast schon ärgerlich belanglos.“

Filmkritik: „Is Anbody There ?“ (2008)

Originaltitel: Is Anybody There ?
Regie: John Crowley
Mit: Michael Caine, Bill Milner, Anne-Marie Duff u.a.
Land: Großbritannien
Laufzeit: ca. 94 Minuten
FSK: unbekannt
Genre: Tragikomödie
Tags: Altenheim | Pflegefamilie | Großvater | Magie | Kind | Junge

Wenn Freundschaften auch generationsübergreifend funktionieren.

Kurzinhalt: Der junge Edward (Bill Milner) lebt mit seinen Eltern (Anne-Marie Duff, David Morrissey) in einem großen Einfamilienhaus in England, das trotz seines offenbar recht maroden Zustands vollständig in ein privates Altersheim umfunktioniert wurde. Hier pflegt die Familie alte und gebrechliche Menschen als regelrechte Lebensaufgabe – wobei sie insbesondere jenen helfen möchten, die aufgrund verschiedenster Umstände nicht mehr allzu lange zu leben haben. Eines Tages taucht mit dem kauzigen Clarence (Michael Caine) aber jemand auf, der mit seinem Leben noch ganz und gar nicht abgeschlossen hat – und das Leben der Familie folglich ordentlich durcheinander wirbelt. Überdies scheint der früher als erfolgreicher Zauberkünstler umherziehende Clarence einen besonderen Draht zum jungen Edward zu entwickeln. Wohl auch, da der allein aufgrund der ungewöhnlichen Wohnsituation seiner Familie ein Dasein als Außenseiter fristet – und aufgrund der angedeuteten Vernachlässigung seiner Eltern somit erst Recht an den Geschichten und dem Geheimnis des alten Mannes interessiert ist.

Kritik: Ganz im Stil von großen Filmklassikern wie DER ALTE MANN UND DAS KIND erzählt die von Regisseur John Crowley auf die Leinwand gebrachte Tragikomödie IS ANYBODY THERE ? die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem gebrechlichen Ex-Zauberkünstler und einem kindlichen Außenseiter, die aufgrund spezieller Umstände zusammenfinden. Trotz der alles andere als neuen Idee spricht dabei einiges für den Erfolg oder eher das Gelingen des Films, welcher seine beiden Hauptprotagonisten von Altstar Michael Caine sowie dem vielversprechenden Nachwuchstalent Bill Millner (unter anderem SON OF RAMBOW) verkörpern lässt. Der krude Charme des anberaumten Schauplatzes, die grundsätzliche Thematik über den Sinn des Lebens (und dem, was darauf noch folgen könnte) sowie der ausgeprägte Erzählfokus auf den jungen Edward und seine besondere Familienkonstellation machen jedenfalls Lust auf mehr. Überdies entfaltet die Mischung aus Witz und Emotionalität schnell einen gewissen Reiz – ebenso sehr wie die behandelten oder potentiell seitens des Zuschauers entstehenden Fragen in Bezug auf die Meta-Ebene des Films. Was bedeutet es, wenn man tagtäglich nicht nur von alten Menschen; sondern gar vom Tod umgeben ist – und das schon als Kind ? Und andersherum: kann das Leben selbst im hohen Alter noch Spaß machen, welche Dinge gilt es eventuell noch aufzuarbeiten ? Sicher sind Fragen wie diese höchst interessant, zumal sie nicht nur innerhalb einer Generation kursieren – womit sich der Kreis zum Protagonisten-Paar des Films schließt, das ebenfalls schnell einen gemeinsamen Nenner findet.

Und doch ist IS ANYBODY THERE ? – oder auch der fragende Ruf nach dem, was möglicherweise auf das Leben selbst folgen könnte – nicht gänzlich frei von inszenatorischen Schwächen. Auffällig und offensichtlich dabei ist speziell, dass den Machern gute Ideen nicht gerade auf der Hand lagen – und der Film so einige (auch längere) Durststrecken aufweist. Etwas problematisch, aber nicht zwingend negativ auszulegen ist auch das völlige Fehlen einer Form der filmischen Magie; wie man sie eventuell von und in einem Film wie diesem vermutet hätte. Sicher ist es angenehm  Dramen zu erleben, die ausnahmsweise mal nicht allzu kitschig inszeniert werden und analog dazu mit offensichtlichen Mitteln auf die Tränendrüse drücken – doch im Falle des regelrechten Gegenentwurfs von IS ANYBODY THERE ? könnte sich schlicht ein etwas zu gleichförmiger Eindruck einstellen. Aus dem emotionalen Vollen schöpft der Film jedenfalls nicht – und die wenigen interessanteren Zwischentöne, die vornehmlich aus der Interaktion der beiden kauzigen Hauptprotagonisten entstehen; reichen nicht aus um den Film über seine volle Laufzeit zu tragen. Jene fehlende Geschicklichkeit ist es auch, die IS ANYBODY THERE ? relativ vorhersehbar ausfallen lässt – sodass es kaum verwunderlich ist, dass auch das große Finale eher enttäuscht als eine nachhaltige Wirkung zu etablieren.

In eine ganz ähnliche Kerbe schlägt dann auch der technische Part. Immerhin, man war sichtlich bemüht möglichst authentische Bilder zu liefern – der absichtlich auf altbacken getrimmte Look, die entsprechenden Kostüme und eine insgesamt unaufgeregte Atmosphäre hätten aus IS ANYBODY THERE ? zumindest theoretisch etwas viel größeres machen können. Doch die absolut unspektakuläre Kameraführung, der eher nichtssagende Soundtrack, die fehlende künstlerische Raffinesse; und nicht zuletzt die gefühlte Lustlosigkeit der beteiligten Verantwortlichen verhindern in diesem Falle vieles.


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„Eine etwas andere, gleichzeitig aber auch etwas anstrengende und langatmige Tragikomödie.“

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Metal-CD-Review: SABATON – The Art Of War (2008)

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Alben-Titel: The Art Of War
Künstler / Band: Sabaton (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 30. Mai 2008
Land: Schweden
Stil / Genre: Power Metal
Label: Black Lodge Records

Alben-Lineup:

Rikard Sundén – Guitars
Daniel Mullback – Drums
Daniel Mÿhr – Keyboards
Joakim Brodén – Vocals
Pär Sundström – Bass
Oskar Montelius – Guitars

Track-Liste:

1. Sun Tzu Says (00:23)
2. Ghost Division (03:51)
3. The Art of War (05:08)
4. 40:1 (04:10)
5. Unbreakable (05:58)
6. The Nature of Warfare (01:18)
7. Cliffs of Gallipoli (05:51)
8. Talvisota (03:32)
9. Panzerkampf (05:15)
10. Union (Slopes of St. Benedict) (04:05)
11. The Price of a Mile (05:55)
12. Firestorm (03:25)
13. A Secret (00:37)

Von der großen Kunst des Krieges.

Nachdem sich die schwedischen Power Metaller von SABATON schon in den frühen 2000er Jahren einen Namen machen und einen festen Platz in der Szene etablieren konnten, wurde es gegen Ende des Jahrzehnts noch einmal richtig interessant. So wurde mit dem 2007 erschienen METALIZER (siehe Review) endlich das früheste, zwischenzeitlich neu aufgenommene Material der Band in Form eines vollwertigen Studioalbums veröffentlicht – woraufhin es für die geneigte Hörerschaft schon 2008 erneut an der Zeit sein sollte, ein schmackiges Album der SABATONschen Kriegsmaschinerie auf die Lauscher zu bekommen. Jenes gute Stück horcht auf den Namen THE ART OF WAR, und kommt mit 13 respektive 10 vollwertigen Titeln sowie einer Gesamtspielzeit von knapp 50 Minuten daher.

Dabei ist es sicher keine große Überraschung, dass sich SABATON auch dieses Mal voll und ganz auf ihre schon früh etablierten Alleinstellungsmerkmale verlassen – und THE ART OF WAR somit als relativ typisches, andererseits aber auch nicht minder überzeugendes Genrealbum mit der nötigen Extraportion Kriegsdramatik inszeniert wird. So ergeben sich auch entsprechend wenig Streitpunkte – zumindest, wenn man der Band und deren Marschrichtung generell zugetan ist. Das war und ist indes keine Selbstverständlichkeit, denn es hätte auch ganz anders kommen können. Immerhin war die Chance, dass sich der Sound der Band nur allzu schnell abnutzen könnte; durchaus gegeben – ebenso wie die Möglichkeit, wieder ein gutes aber dennoch eher unspektakuläres Album a’la ATTERO DOMINATUS (siehe Review) abzuliefern. Auf THE ART OF WAR jedoch wird der typische SABATON-Sound mitsamt seinem Pomp und Bombast wieder auf ein mehr als nur anständiges Level gehievt – sodass wenn überhaupt Erinnerungen an das grandiose PRIMO VICTORIA (siehe Review) wach werden.

Tatsächlich bewegt sich THE ART OF WAR stilistisch relativ nah an eben jenem offiziellen Erstwerk der Band – aber, und das ist das gute; ohne sich bloß zu wiederholen. Sicher, etwas gänzlich neues wird man hier nicht zu hören bekommen – doch wenn das gute alte und eventuell in Ansätzen bekannte mit einer derartigen Überzeugung und Wirkung inszeniert werden kann wie in diesem Fall, wünscht man sich gar nicht erst etwas anderes. Fest steht jedenfalls: handwerklich ist das Ganze über so gut wie alle Zweifel erhaben, und auch die Abmischung und Produktion lässt kaum Wünsche offen. Einzig und allein die Tatsache, dass das Keyboard auf THE ART OF WAR eine größere Rolle einnimmt als jemals zuvor könnte sich für manchen als störend erweisen – wohingegen gewisse Elemente einfach zum typischen SABATON-Gesamterscheinungsbild dazugehören. Immerhin gibt es, man könnte es als eine Art Ausgleich sehen; nun auch wesentlich wuchtigere Hintergrundchöre und zudem eine noch variablere Gesangsperformance von Leadsänger Joakim Broden – was die gefühlte musikalische Raffinesse noch einmal erhöht.

Was bleibt ist, einen näheren Blick auf die enthaltenen Titel zu werfen – von denen man ja nach Facón gleich 3 streichen könnte, ohne sich überhaupt näher mit ihnen zu befassen. Tatsächlich sind das arg kurze Intro SUN TZU SAYS, das Zwischenspiel THE NATURE OF WARFARE und das Outro A SECRET nur als füllende atmosphärische Gimmicks zu betrachten, die nicht zuletzt durch die absichtlich maschinell wirkende weibliche Erzählstimme gewöhnungsbedürftig erscheinen. Eine Stimme, die leider auch in einigen anderen Titeln des Albums auftaucht – aber darüber kann man hinwegsehen. Denn schließlich haben es die restlichen Titel in sich: schon der Opener GHOST DIVISION etabliert eine ebenso antreibende wie überzeugende Wirkung, die schnell den Textinhalten entsprechende Bilder vor dem geistigen Auge entstehen lässt. Das gilt auch für viele der anderen Nummern, von denen vor allem das erhabene 40-1 als absoluter Anspieltipp und eventuell auch einer der besten SABATON-Titel überhaupt hervorsticht.

Gut, zumindest hie und da gehen SABATON gefühlt eher auf Nummer sicher oder betätigt sich etwas zu exzessiv am Keyboard – wie etwas im sonst recht unspektakulären Titeltrack THE ART OF WAR. UNBREAKABLE dagegen macht auch in den vergleichsweise bedächtigen Momenten vieles richtig, und gestaltet sich zudem als recht spannend – nicht zuletzt durch den langsam anbahnenden Tempowechsel gegen Mitte. Etwas ungewöhnlich ist sicher auch CLIFFS OF GALLIPOLI, welches mit einigen für SABATON unüblichen Klaviertönen daherkommt – dabei aber ebenfalls einen ansprechenden Spannungsbogen mitbringt und als eine der musikalisch nicht ganz so überschwänglichen Nummern hervorragend funktioniert; vor allem auch dank eines großartigen Joakim Broden und der Gegenüberstellung von ruhigen und wahrhaft schmetternden Elementen.

Der weitere Verlauf offenbart dann ebenfalls keine nennenswerten Schwachpunkte – was THE ART OF WAR zu einem gefundenen Fressen für alle SABATON-Fans (und solche, die es werden wollen) macht. Von den hervorragenden handwerklichen Leistungen der einzelnen Mitglieder über die überzeugende Inszenierung der enthaltenen Titel bis hin zur gelungenen Produktionsarbeit – hier stimmt einfach alles. Wären da nicht die relativ überflüssigen Zwischenspiele, die generell störende weibliche Erzählstimme sowie ein oder zwei schwächere Titel; so hätte man auch getrost eine Höchstwertung vergeben können. Aber auch so reicht es noch für eine ganz und gar ansehnliche Anerkennung.

Absolute Anspieltipps: 40-1, UNBREAKABLE, CLIFFS OF GALLIPOLI, UNION, THE PRICE OF A MILE


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„Eine durchaus majestätische Angelegenheit.“