Metal-CD-Review: Tristan Harders‘ Twilight Theatre – Drifting Into Insanity (2022)

Alben-Titel: Drifting Into Insanity
Band: Tristan Harders‘ Twilight Theatre (mehr)
Veröffentlichung: 14. Januar 2022
Land: Deutschland
Spielart / Stil: Power Metal
Label: Pride & Joy Music

Lineup:

Tristan Harders – Vocals, Guitars, Bass, Keyboards, Drum Programming

Track-Liste:

1. Entrance (00:30)
2. The End (05:09)
3. Open the Gates (04:24)
4. Rise Against the Tyranny (04:15)
5. Halls of Glory (04:44)
6. Interlude in G# Minor (01:19)
7. Quest into the Mountains of Steel (04:46)
8. When Fairytales Are Gone (05:16)
9. In the Realms of Memories (04:19)
10. Back to Avalon (05:17)
11. Save Me from Insanity (05:09)
12. Between the Battles (03:44)

Genie und Wahnsinn liegen bekanntlich nah beieinander.

Wer die deutsche Power Metal-Szene in den letzten Jahren auch nur halbwegs aufmerksam beobachtet hat, der wird an einer Band kaum vorbeigekommen sein: TERRA ATLANTICA. Nachdem die noch relativ frische Combo ihr mehr als respektables Debütalbum A CITY ONCE DIVINE (auf dem unter anderem auch TIMELESS MIRACLE-Frontmann Mikael Holst vertreten war, siehe Review) vor noch gar nicht allzu langer Zeit an den Start gebracht hatte, schien eines schnell klar: man müsste auch in Zukunft mit TERRA ATLANTICA rechnen. Und tatsächlich: die ab dem ersten Tag von der Band ausgehende, jederzeit spür- und sichtbare Energie ist eben nicht verpufft, sondern hat sich entsprechend in neuen musikalischen Werken manifestiert. Glücklicherweise, sollte man wohl meinen – ist aus TERRA ATLANTICA doch auffallend schnell eine Band geworden, die mehr macht als ihre Liebe zur Musik und speziell zum Genre des Power Metals zu zelebrieren. Anders gesagt: die einst jungen Fans des Genres wurden vergleichsweise rasant zu vollkommen eigenständigen Künstlern, die ihr heiß geliebtes musikalisches Genre nicht nur bedienen – sondern um eine lohnenswerte Facette bereichern.

Und auch wenn der Schritt durchaus etwas überraschend war, im eigentlichen Sinne verwunderlich ist das nunmehr ins Leben gerufene Solo-Projekt des hiesigen Leadsängers Tristan Harders nicht – hat man ihm doch recht schnell angemerkt, dass er einige zusätzliche ihm unter den Nägeln brennende Geschichten in Petto hat. Und auch, dass er einiges von seinem Handwerk versteht – das sich im übrigen schon längst nicht mehr nur auf den Gesangsbereich bezieht. Im Zuge seiner üppig betitelten Band TRISTAN HARDERS‘ TWILIGHT THEATRE hat er schließlich auch alle anderen, bei einem Metal-Album üblicherweise anfallenden Aufgaben übernommen respektive Posten besetzt. Und das ist nicht nur so daher gesagt, denn: selbst für alle produktionsrelevanten Aspekte ist allein Tristan Harders verantwortlich. Vielleicht klingt das etwas mutig und gewagt – zumal es nicht wenige Genre-Alternativen gibt, die mit ganz ähnlichen Ambitionen relativ sang- und klaglos gescheitert sind. Es ist, wie es ist: das Erschaffen und die Produktion eines Albums ist eben kein Pappenstiel. Erst Recht nicht, wenn es am Ende auch noch wirklich gut klingen soll.

Doch wer bereits einige der Youtube-Clips von Tristan Harders gesehen hat weiß, dass man diesbezüglich schnell eine entsprechende Entwarnung aussprechen kann. Glücklicherweise liefert auch DRIFTING INTO INSANITY einen recht schnellen Beweis dafür, dass es dem Album hinsichtlich seiner Inszenierung und des angenehm geballten Sounds an wenig mangelt. Anders gesagt: das an den Tag gelegte Handwerk und die technischen Sound-Aspekte geben nahezu keinen Anlass, Kritik zu üben. Vor allem dann nicht wenn man bedenkt, dass das Multitalent Harders noch nicht allzu lange im Geschäft ist und vielleicht auch nicht die gleichen Möglichkeiten wie andere bereits etablierte Musiker hat – was man dem Album aber nicht wirklich anhört. So ist bereits der Opener THE END ein Power Metal-Freudenfest der Extraklasse – und das sicher auch, da er alle benötigten Zutaten dafür an den Start bringt. Der antreibende Double-Bass, die knackigen Gitarren um Rhythmus- und Soli-Bereich, der energetische Leadgesang sowie der packende Refrain machen Laune – und quasi obendrauf gibt es eine große Portion gar nicht mal uninspirierter Lyrics und allerlei musikalische Spielereien respektive Facetten, die das Projekt von Tristan Harders überraschend eigenständig klingen lassen. Und das trotz der letztendlich doch recht gewöhnlichen Zutaten (man sieht, manchmal braucht es einfach nicht mehr) – das schafft beileibe nicht jeder.

Was das Album im weiteren Verlauf ausmacht, ist dann vornehmlich eines: das Zusammenspiel aus einem weitestgehend beeindruckenden Handwerk, größtenteils aufgehenden Ideen und einer riesengroßen Portion Charme. Denn: wer eine Band wie TERRA ATLANTICA respektive Harders schon einmal in Aktion erlebt hat weiß, wie sehr er das was er macht auch wirklich lebt und liebt. Entsprechend ehrlich und wenn man so will glaubwürdig klingt auch sein offensichtliches Herzensprojekt DRIFTING INTO INSANITY – ein Album, das einfach Spaß und direkt Lust auf mehr macht. Und das selbst, wenn es mal etwas ruhiger zugeht – wie im super-soliden Stampfer HALLS OF GLORY. Aber gibt es wirklich rein gar nichts zu meckern an DRIFTING INTO INSANITY ? Dieses Urteil wird je nach persönlicher Facón anders ausfallen. Vielleicht könnte man noch ein wenig hinsichtlich der Präsentation und Gewichtung einzelner Elemente feilen – schließlich gibt es Momente, in denen der Leadgesang doch ein klein wenig zu laut wirkt und relativ viel Raum einzunehmen scheint – auch, aber eben nicht nur wenn zu hohen Screams angesetzt wird (z.B. in BACK TO AVALON). Ein riesiges Lob muss man dagegen für die wunderbar stimmigen Instrumental-Parts aussprechen, die aus mitreißenden Gitarren-Soli und recht TERRA ATLANTICAesken; dabei aber niemals zu aufdringlichen Keyboard-Elementen bestehen (wie in RISE AGAINST THE TYRANNY).

Insgesamt betrachtet macht DRIFTING INTO INSANITY vor allem eines klar: eventuelle Befürchtungen, dass die Qualität der Musik sowohl von TERRA ATLANTICA als auch diesem Solo-Projekt aufgrund der vermeintlichen „Doppelbelastung“ leiden könnten; sind vollkommen unbegründet. Alles, was jetzt noch fehlen könnte wird sicher mit der Zeit – und mit der Erfahrung – kommen. Man darf demnach äußerst gespannt sein auf das, was die Zukunft von TERRA ATLANTICA und TRISTAN HARDERS‘ TWILIGHT THEATRE bereithalten wird.

Anspieltipps: THE END, RISE AGAINST THE TYRANNY, HALLS OF GLORY, IN THE REALMS OF MEMORIES

„Ein super-solides Debütalbum voller Spielfreude und mit einer handvoll wunderbar-wuchtiger Genre-Hymnen – so darf es gerne weitergehen.“

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