Metal-CD-Review: DREAMTALE – Everlasting Flame (2022)

Alben-Titel: Everlasting Flame
Band: Dreamtale (mehr)
Veröffentlichung: 01. April 2022
Land: Finnland
Spielart / Stil: Power Metal
Label: Keins / Independent

Lineup:

Zsolt Szilágyi – Guitars
Akseli Kaasalainen – Keyboards
Arto Pitkänen – Drums
Mikko Hepo-oja – Bass
Jarno Vitri – Vocals
Nitte Valo – Vocals
Rami Keränen – Guitars, Vocals (backing)

Track-Liste:

1. King of Kings (04:52)
2. Blood of the Morning Star (05:25)
3. Last Goodbyes (03:21)
4. Ghostride (06:09)
5. Immortal Souls (04:59)
6. No Shadow Goes Too Far (04:33)
7. Summer Rose (03:50)
8. The Glory (03:55)
9. Eye for an Eye (04:44)
10. Lady Dragon (2022) (05:04)
11. Silent Scream (04:06)
12. Tanhupullo (02:32)
13. Sleeping Beauty (2022) (04:49)
14. Pirates‘ Lullaby (02:17)

Von der Flamme, die (hoffentlich) niemals verglüht.

Nein, die eigentliche Überraschung ist sicher nicht; dass DREAMTALE zurück sind. Schließlich wird ein jeder, der die Historie der Band bisher verfolgt hat – und sei es auch nur im Vorbeigehen – das neue Album EVERLASTING FLAME mit einer innig-heißen Vorfreude erwartet haben. Allerdings gab es dabei durchaus eines zu bedenken: das Lineup der finnischen Band hatte sich bekanntlich markant geändert. Genauer gesagt geriet das Jahr 2019 zu einem wahren Erneuerungsjahr für die Band, da gleich 4 neue Mitglieder an die Band-Front rekrutiert wurden. Unter anderem eben auch Jarno Vitri (MAT HATTER’S DEN) UND Nitte Valo (BATTLE BEAST) als Leadsänger, hier immer noch ohne Sternchen – was eine doch recht einschneidende Neuerung im musikalischen Konzept von DREAMTALE markieren sollte. Unter anderem deshalb ist es nur verständlich, dass nicht direkt jeder mit einer ausgeprägten Verzückung auf derlei Neuigkeiten reagierte. Doch wie die Zeit – und nun auch das Album EVERLASTING FLAME – zeigt, bestätigt glücklicherweise nicht jede Power Metal-Band gleich die schlimmsten aller Befürchtungen.

Anders gesagt: das, was die neuen alten DREAMTALE hier bereits im Opener KING OF KINGS (warum muss man hier eigentlich immer direkt an MANOWAR denken); ist eine Wucht – und grob gesagt eine Art musikalisches Material, das eventuell auch auf dem Debütalbum BEYOND REALITY (siehe Review) einen Platz hätte finden können. Sicher, vielleicht ist das noch nichts allzu ungewöhnliches. Doch das sich ausgerechnet eine Band derart treu bleibt, bei der man aufgrund etwaiger neuerer Entwicklungen eher gegenteiliges erwartet hätte; ist dann doch eine sich ganz wunderbar anfühlende Erfahrung. Und eine, deren Eindruck auch im weiteren Verlauf des Albums kaum geschmälert wird – sodass man bereits nach der zweiten und dritten sehr guten Nummer (BLOOD OF THE MORNING STAR und LAST GOODBYES) vor allem eines sagen kann: DREAMTALE haben auch diesen vergleichsweise einschneidenden Besetzungswechsel mit Bravour überstanden. Und: sich so gut wie überhaupt nicht von ihrer ursprünglich angepeilten Spielart und ihrem Stil entfernt. Auch die beiden neuen Sänger haben sich bereits so gut in das für DREAMTALE so typische Power Metal-Soundoutfit eingefügt, dass man meint die beiden müssten schon seit Ewigkeiten zur Band gehören.

EVERLASTING FLAME richtet sich so vor allem auch an alteingesessene und so gesehen eingeschworene DREAMTALE-Fans, die neues Futter zu einer gewohnt hohen Qualität erwarten können. Typisch ist so etwa auch der vergleichsweise exzessive Keyboardeinsatz, der – so sollte man meinen – spätestens auf WORLD CHANGED FOREVER (siehe Review) zu einem Aushängeschild der Band wurde. Eigentlich aber gehörten derlei Spielereien schon immer zum Sound der Band; der analog zum Band-Namen als dezent verträumt, die Fantasie anregend und dank der knackigen Metal-Elemente zumeist auch als äußerst mitreißend bezeichnet werden kann. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich auch, dass alle die auf ein eher harsches Metal-Brett hoffen; nicht unbedingt glücklich werden sollten im allgemeinen DREAMTALE-Fundus. Aber das macht nichts, gibt es doch genügend Alternativen.

Doch hat EVERLASTING FLAME wirklich in jeder Hinsicht das Zeug dazu, als relativ unantastbares Album in die insgesamt doch überdurchschnittlich glanzvolle Historie an Releases von DREAMTALE einzureihen ? Hier gibt es nur eine klare Antwort: ja – und auch nein. Für das Album sprechen der deutlich ausgelebte Hang und so gesehen die Treue zum Ursprungssound der Band, die zumeist wunderbar gelungenen Intermezzi aus knackigen Gitarrenriffs und melodischen Keyboardelementen, die griffig-hymnischen Refrains sowie die Leistungen aller beteiligten Mitglieder und insbesondere auch der Leadsänger. Dagegen spricht, dass sich die Band teilweise und warum-auch-immer dem Sound gleich zwei anderer finnischer Bands genähert hat, ob absichtlich oder nicht. Zum einen NIGHTWISH – wobei der Begriff der Absichtlichkeit recht nahe liegen sollte, lauscht man nur einmal einer symphonisch angehauchten Nummer wie GHOSTRIDE (hier passt sogar der Titel, sowie auch die gesamte Aufmachung). Und zum anderen AMBERIAN DAWN – die man in Nummern wie IMMORTAL SOULS oder dem ruhigeren NO SHADOW GOES TO FAR relativ gut wiedererkennen kann. Als dezent merkwürdig könnte man sicher auch EYE FOR AN EYE einstufen – eine Nummer, die von einem sich extrem fremd anfühlenden Auftakt eingeleitet wird, und auch im weiteren Verlauf weder Fisch noch Fleisch ist.

Immerhin könnte man einwenden, dass das relativ egal ist; wenn man dafür auch absolut originäre Nummern wie THE GLORY serviert bekommt – ein Titel, der passenderweise auch als Video-Single ausgekoppelt wurde. Überhaupt scheint das Album im späteren Verlauf wieder stärker und stärker zu werden – wobei auch die Neuaufnahmen der beiden alten Songs LADY DRAGON und SLEEPING BEAUTY (das ist vielleicht sogar besser als das Original) in Ordnung gehen, bedienen sie sich einer interessanten neuen Herangehensweise. Mit Nummern wie SILENT SCREAM zeigen DREAMTALE dann aber endgültig und endlich auch vollends überzeugend auf, wie die Band zu einigen frischen Klängen finden kann – auch ganz ohne allzu offensichtlich nach den Kollegen von NIGHTWISH zu klingen. Das nicht ganz ernst gemeinte TANHUPULLO macht einen Heidenspaß, auch ohne die Lyrics erst durch den Übersetzer zu jagen – und der Rausschmeißer PIRATES LULLABY macht schon wieder derart Lust auf mehr (indem er einiges andeutet), dass man gespannt sein darf auf die Zukunft von DREAMTALE.

Insgesamt betrachtet ist EVERLASTING FLAME damit als absolut gelungenes Rückkehr-Album zu bewerten, dass in so gut wie allen Belangen eine außerordentlich gute Figur macht – erst Recht in Anbetracht der fast gänzlich neuen Besetzung. Sieht man über zwei oder drei dezent schwächere Nummern in der Mitte des Albums hinweg, ist sogar von einem mehr als markanten Genre-Volltreffer zu sprechen. EVERLASTING FLAME, oder: ein Album, welches als heißer Kandidat für das beste Power Metal-Album des Jahres 2022 gehandelt werden kann.

Anspieltipps: KING OF KINGS, BLOOD OF THE MORNING STAR, THE GLORY, SILENT SCREAM

„Eine Überraschung der ebenso unerwarteten wie lohnenswerten Sorte.“

Diese Wertung sorgt für eine Festigung von DREAMTALE in der Liste der besten Power Metal-Bands aller Zeiten.

Ein Gedanke zu “Metal-CD-Review: DREAMTALE – Everlasting Flame (2022)

  1. GONZO 19 Jun 2022 / 14:45

    Hurra ! Hurra Hurra ! Endlich wieder mal Metal ( Achtung jetzt schreibe ich es richtig ) Rezensionen.
    Ich freu mich riesig das du dich trotz damaligen Voting umentschlossen hast.
    Für diese Jahr sind 3 Rezensionen im Powermetalbereich schon mal besser als keines im letzten Jahr.
    Bitte weiterso !!!
    Liebe Grüsse aus Nämberch – vom GONZO

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