Kindheits-Erinnerungen, Amiga-Spiele #02: Oscar (Jump N‘ Run)

Published: 1993, Flair Software


Metal-CD-Review: GAMMA RAY – Insanity And Genius (1993)

gamma-ray-insanity-and-genius_500

Alben-Titel: Insanity And Genius
Künstler / Band: Gamma Ray (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 28. September 1993
Land: Deutschland
Stil / Genre: Power Metal
Label: Noise Records

Alben-Lineup:

Jan Rubach – Bass
Thomas Nack – Drums
Kai Hansen – Guitars
Ralf Scheepers – Vocals
Dirk Schlächter – Guitars, Keyboards

Track-Liste:

1. Tribute to the Past (05:04)
2. No Return (04:06)
3. Last Before the Storm (04:28)
4. The Cave Principle (06:51)
5. Future Madhouse (04:07)
6. Gamma Ray (Birth Control cover) (05:20)
7. Insanity & Genius (04:30)
8. 18 Years (05:23)
9. Your Tørn Is Over (03:52)
10. Heal Me (07:32)
11. Brothers (05:14)

Die letzte Stufe vor dem Erreichen des Gipfels.

INSANITY AND GENIUS ist nicht nur das dritte offizielle GAMMA RAY-Album der Hamburger Kult-Combo – sondern so gesehen auch das letzte ihrer ersten Schaffensperiode von 1990 bis 1993. Das besondere ist, dass Ralf Scheepers hier letztmalig den Leadgesangsposten übernahm – bevor er das Zepter an Gitarrist Kai Hansen weiterreichte. Wie man heute weiß, hat erst dieser markanter Lineup-Wechsel zum eigentlichen Aufstieg der Band in den Power Metal-Olymp geführt – sodass man die Entscheidung zweifelsohne begrüßen kann. Zumal Ralf Sheepers später bei PRIMAL FEAR ebenfalls sehr gut aufgehoben war – und auch er weiterhin das machen konnte, was er schon immer liebte. INSANITY AND GENIUS wohnt also durchaus ein Gefühl des besonderen inne – aber vielleicht interpretiert man diese gefühlte Aufbruchstimmung auch retrospektiv in das Hörerlebnis hinein.

Fakt ist dagegen, dass die ersten drei GAMMA RAY-Alben eher weniger mit dem späteren Sound-Outfit der Band am Hut haben – sondern grundsätzlich eher entspannt, rockig und entsprechend feucht-fröhlich daherkommen. Doch im Gegensatz zum lauen Vorgänger SIGH NO MORE (Review) hat INSANITY AND GENIUS schon wesentlich mehr von der eigentlichen GAMMA RAY-Essenz zu bieten. Zumindest strotzt schon der Opener TRIBUTE TO THE PAST vor einer ungeahnten Kraft, überzeugt mit einem hymnisch-eingäniggen Refrain – was auch für LAST BEFORE THE STORM gilt. Doch zwischen den flotten und angenehm erhabenen Hymnen finden sich interessanterweise auch eher experimentelle Ansätze – wie etwa in THE CAVE PRINCIPLE, das einen markanten Spannungsbogen vorzuweisen hat und speziell in instrumentaler Hinsicht brilliert. Jene auf dem Album häufiger vorkommenden Experimente fallen aber nicht immer derart zufriedenstellend aus – auch das Gegenteil kann der Fall sein. Vornehmlich dann, wenn sich GAMMA RAY etwas zu sehr dem eigentlichen Alben-Titel angepassten respektive dem dahinterstehenden Konzept widmen. Schlussendlich klingt die wahnsinnige Seite der Band hier etwas zu aufgedreht, und Nummern wie FUTURE MADHOUSE oder INSANITY GENIUS folglich höchst gewöhnungsbedürftig.

Etwas unglücklich ist auch der für die Band eigentlich stellvertretende Titel GAMMA RAY ausgefallen, was vor allem an den eher platt inszenierten Strophen liegt. Gegen Ende des Albums wird es dann allerdings noch einmal interessant: im Party-tauglichen YOUR TURN IS OVER übernimmt plötzlich Gitarrist Dirk Schlächter den Leadgesang, und im darauf folgenden HEAL ME Kai Hansen – bei dem es zumindest in diesem Fall aber gesanglich eher drunter und drüber geht. Letztendlich entsteht so vor allem ein Eindruck: ein recht variabler. Wenn man so will, könnte man allerdings auch als relativ unentschlossen bezeichnen – wirklich rund klingt das Album in seiner Gesamtheit nicht, eher wie eine bunt gemischte und teils skurrile Ansammlung von überdurchschnittlichen, aber keineswegs ausgezeichneten GAMMA RAY-Nummern. Handwerklich, gesanglich und in Bezug auf die Produktion gibt es dagegen nichts zu mäkeln.

Absolute Anspieltipps: TRIBUTE TO THE PAST, LAST BEFORE THE STORM, THE CAVE PRINCIPLE


65button

„GAMMA RAY haben es selbst festgestellt: Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander.“

Filmkritik: „Flying Dagger“ (1993)

flying-dagger_500

Originaltitel: Shen Jing Dao Yu Fei Tian Mao
Regie: Yen-Ping Chu
Mit: Tony Ka Fai Leung, Sharla Cheung, Jimmy Lin u.a.
Land: China
Laufzeit: ca. 86 Minuten
FSK: ab 16 / 18 freigegeben
Genre: Martial Arts / Komödie / Fantasy
Tags: Kampf | Dolche | Diebe | Kopfgeldjäger | Kung-Fu

Hier fliegen nicht nur Dolche durch die Luft…

Kurzinhalt: Als ein riesiges Kopfgeld auf einen hochgradig kriminellen ausgesetzt wird, geraten zwei verfeindete Kopfgeldjäger-Banden aneinander. Beide wollen die Belohnung einheimsen, doch werden ihnen derart viele Steine in den Weg gelegt dass sie kaum darum herumkommen sich doch noch zu verbünden. Tatsächlich scheinen die ungleichen Kämpfer dann so gut miteinander zu harmonieren, dass sich sogar zwei kleine Liebesgeschichten anbahnen. Doch selbst als der gesuchte Übeltäter, der sogenannte neunschwänzige Fuchs dann endlich gefasst wird, scheint die Odyssee noch lange nicht vorbei:der Auftraggeber stellt sich als perfider Lügner heraus, der mit der Bezichtigung eines unschuldigen nur von einem viel größeren Problem ablenken wollte. Und das kann keiner der Beteiligten auf sich sitzen lassen…

flying-dagger_00

Kritik: Achtung, Spoiler ! Müsste man wie-auch-immer geartete Martial-Arts-Streifen aus Fernost zusätzlich zur vordergründigen Genre-Attribuierung kategorisieren, ergäben sich sicher zwei grobe Marschrichtungen. So gibt es viele Werke mit einem eher seriösen Anstrich – sei es in Form einer tiefgreifenden Geschichte, historischen Bezugnahmen oder intensiven Charakterporträts; wobei etwaige Kampfszenen meist kunstvoll-ästhetisch und am ehesten als verzierendes Element in Szene gesetzt werden. Mindestens ebenso stark vertreten sind indes jene Genrevertreter, die es vielleicht nicht ganz so ernst meinen – und vordergründig auf reine Unterhaltung abzielen; ob durch fulminante Actionszenen oder eine gewisse Witzigkeit. Zwar gibt es nicht wenige Werke, die aus eher unfreiwilligen Gründen für eine gewisse Erheiterung gerade bei Zuschauern aus dem Westen sorgen können – doch gibt es auch solche, die explizit als überdrehte Komödien aufgemacht sind. FLYING DAGGER ist ein eben solcher Kandidat – ein Film, der es darauf anlegt die Lachmuskeln der Zuschauer zu strapazieren; um ganz nebenbei auch noch mit einigen völlig abstrusen, aber dennoch sehenswerten Kampf-Choreografien zu glänzen.

Dementsprechend fällt auch die Gewichtung der inhaltlichen Aspekte aus: die Story ist schnell erzählt und ist aus der Sicht aller Weltanschauungen heraus verständlich, auf (ernsthafte) Charakterentwicklung legt man keinen Wert – und der Spannungsbogen des Films baut allein auf eine schablonenhafte Aneinanderreihung von immer heftigeren Kämpfen auf. Analog dazu bewegen sich die Darsteller stets an der Grenze zum Overacting oder haben diese bereits deutlich überschritten, während die Dialoge nur einen Zweck verfolgen: den Zuschauer mit allerlei abstrusem Witz (der stets irgendwo zwischen Situationskomik, schwarzem Humor und auch eher unter der Gürtellinie anzusiedelndem Fäkalien-Geplapper angesiedelt ist) dazu zu bringen, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Das klingt eigentlich nach einem Totalausfall, tatsächlich aber schafft es FLYING DAGGER auf seine ganz eigene Art und Weise zu unterhalten, auch wenn dies nur selten auf einem hohen Niveau geschieht.

Dennoch sind gerade die Kampfszenen ein echter Hingucker, zumal sie für den investierten Aufwand sprechen. In FLYING DAGGER wird schließlich nicht nur wild herumgewirbelt und mit den Titel-gebenden Dolchen Schindluder getrieben – auch fliegt man des öfteren der Schwerkraft trotzend durch die Luft oder bewerkstelligt andere ähnlich-übermenschliche Leistungen. Dabei ist es nicht nur die relativ hohe Frequenz dieser Actionszenen, die es so gut wie unmöglich macht dass Langeweile entsteht – auch sind die Kämpfe äußerst variabel, und im weiteren Verlauf gesellen sich immer neue und mächtigere Widersacher hinzu. Wann immer mal nicht die Fäuste oder Dolche gekreuzt werden oder sich elegant über Baumwipfel bewegt wird; greifen dann die überzogenen Dialoge – die vor allem zu Beginn des Films den ein oder anderen Lacher garantieren. Lediglich im späteren Verlauf scheint man es dann doch etwas zu übertreiben – FLYING DAGGER funktioniert immer noch am besten, wenn etwaige Witzeleien zumindest von ihrer Wirkung her als bloße Zufallsprodukte durchgehen könnten; man den Witz also nicht explizit forciert.

Fazit: FLYING DAGGER ist zweifelsohne ein Film-Fest der besonderen Art – allerdings nur für vergleichsweise hart gesottene. Denn nicht nur die relativ kitschige Aufmachung könnte einige verschrecken; auch der einstweilen hanebüchene (und schnelle) Schnitt sowie ein besonders zu Beginn extrem verwaschener Bildeindruck könnten hier und da Probleme bereiten. Dennoch ist es angenehm geradezu zu spüren, mit welchem Spaß einerseits; und mit welchem Ehrgeiz andererseits alle Beteiligten hier ans Werk gegangen sind. Über etwaige Stil- oder Niveaufragen könnte man sich sicherlich streiten – doch haben die Macher offenbar genau das erreicht, was sie sich vorgenommen hatten. Da man sich ohnehin nicht sonderlich viel von einer Filmperle wie dieser hier versprechen wird, ist das Ergebnis umso überraschender – da der Unterhaltungswert durchaus gewisse Rahmen sprengt und FLYING DAGGER damit mehr von einer Komödie hat als so manches US-Pendant.

border_01
80button

„Eine wahrhaft fulminante Martial-Arts-Komödie mit einem hohen Unterhaltungswert und Kampfeinlagen, die jeder Beschreibung spotten.“

filmkritikborder

Filmkritik: „Jack Der Bär“ (1993)

jack-the-bear_500

Originaltitel: Jack The Bear
Regie: Marshall Herskovitz
Mit: Danny DeVito, Robert J. Steinmiller Jr., Miko Hughes u.a.
Land: USA
Laufzeit: ca. 99 Minuten
FSK: ab 12 freigegeben
Genre: Drama
Tags: Jack | Familie | Sohn | Söhne | Einsamkeit | Alkohol | Entführung

Trauer, Wut und Verzweiflung… und ein bestimmtes Kinderlied.

Kurzinhalt: Kalifornien in den frühen 1970er Jahren. Nachdem sie aus New York weggezogen sind, lebt die Familie der Laery’s in einem kleinen Einfamilienhaus in einem idyllischen Vorort. Tatsächlich haben John (Danny DeVito) und seine beiden Söhne Jack (Robert J. Steinmiller Jr.) und Dylan (Miko Hughes) aber mit zahlreichen Problemen zu kämpfen – ganz besonders nach dem plötzlichen Tod der geliebten Ehefrau und Mutter. So ist das Familienleben teils enormen Spannungen ausgesetzt; während sich John hauptsächlich um seinen Job als Unterhaltungsmoderator in einer abendlichen TV-Sendung verdingt. Der führt auch dazu, dass er in der Nachbarschaft bereits wohlbekannt ist – die vielen hier lebenden Kinder kennen seine Auftritte und wollen das von ihm gespielte TV-Monster so oft es geht hautnah erleben. Es scheint, dass die Familie eine Menge Leben in die eher verschlafene Gegend brächte – doch geschieht dies nicht zur Freude aller Anwohner. Besonders der sture Patriot und Nationalist Norman (Gary Sinise) beäugt die Familie mit einem kritischem Blick. Eines Tages versucht er, John von seinen merkwürdigen politischen Ansichten zu überzeugen – scheitert jedoch spätestens in dem Moment, als er sieht dass John eine schwarze Hausfrau angestellt hat. John, der zum Leidwesen seiner Kinder des öfteren zu viel Alkohol trinkt, spürt den Hass in Norman – und macht seiner Wut in einer seiner weiteren Sendung Luft, indem er Norman öffentlich denunziert. Obwohl er sich später für seinen Auftritt entschuldigt, scheint sich bei Norman ein Schalter umgelegt zu haben – er erklärt John zu seinem Feind und begeht bald darauf eine folgenschwere Tat…

jack-the-bear_00a

Kritik: Achtung, Spoiler ! JACK DER BÄR basiert auf einem gleichnamigen Buch des US-Autors Dan McCall, und ist entgegen des dezent verniedlichten Filmtitels und den teilweise kursierenden Trailern alles andere als eine Feel-Good-Familienkomödie. Bereits durch das Buch wurde offenbar; dass es sich um ein äußerst persönliches, emotional tiefgreifendes Familiendrama mit einer zusätzlichen Thriller-Komponente handeln würde – hier noch explizit aus der Erzählperspektive der kindlichen Hauptfigur. Die im Jahre 1993 verwirklichte Realverfilmung geht das Ganze zwar etwas anders an; beispielsweise indem sie den kindlichen Erzählfokus etwas lockert und den Zuschauer in eine nicht mehr ganz so nahbare Beobachterperspektive versetzt – aber dennoch wissen sowohl das Buch als auch der Film in beinahe jedem Moment zu überzeugen. Das liegt vor allem daran, dass die behandelten Problematiken innerhalb einer Familienkonstellation zweifelsohne als universell zu bezeichnen sind, andererseits aber dennoch mit einer markanten persönlichen, einzigartigen Note vorgestellt werden. Sicher gibt es zahlreiche Dramen, die sich in irgendeiner Art und Weise mit dem Verlust von Familienmitgliedern beschäftigen – doch das hier präsentierte Setting, die besonderen Eigenheiten der Charaktere und der tragisch-dramatische Zusatz einer Kindesentführung verpassen JACK DER BÄR einen ganz besonderen Feinschliff. Einen intensiven, glaubwürdigen; und nicht zuletzt einen äußerst unterhaltsamen und bewegenden.

Besonders auffällig ist, dass der Film in der Lage ist eine bemerkenswerte erzählerische Dichte und Atmosphäre zu etablieren, die durch die stimmig eingefangenen, sommerlich-süffigen Bilder noch unterstützt wird. Auch führt ein gewisser Hang zur Retrospektive dazu, dass man sich schnell mit den Charakteren identifizieren kann – und sei es, dass man sich dabei teilweise auf eigene Kindheitserinnerungen stützt. Und auch wenn das nicht der Fall sein sollte, wird man kaum unberührt bleiben vom Schicksal der hier vorgestellten Familie – für die man relativ schnell eine enorme Empathie entwickeln wird; trotz oder gerade wegen der vielen persönlichen Ecken und Kanten. JACK DER BAR zeigt dem Zuschauer einmal mehr auf, wie gut und intensiv ein Drama inszeniert werden kann – wenn man sich nur auf die richtigen Zutaten besinnt und ein gewisses Händchen für die Inszenierung beweist, was Regisseur Marshall Herskovitz zweifelsohne gelungen ist. Schließlich funktioniert das Zusammenspiel von teils sommerlich-lockeren, teils emotional aufgeladenen Bildern und dem ergreifenden Soundtrack tadellos – und führt nie dazu, dass ein gekünstelter oder allzu gezwungen wirkender Eindruck entsteht. Besonders herausragend fallen in diesem Zusammenhang auch die Darsteller auf, und das nicht nur in Bezug auf den allseits bekannten Mimen Danny DeVito. Während Miko Hughes als kleiner Bruder von Jack zwar die Rolle einer wichtigen Schlüsselfigur innehat, aufgrund seines jungen Alters aber kaum über den Eindruck eines Statisten hinauskommt – ist es vor allem Robert J. Steinmiller Jr. dem ein großes Lob zugesprochen werden muss. Seine Darstellung des innerlich zerrissenen Jack ist bemerkenswert und bewegend; mehr noch: vermutlich trägt er einen Großteil der etablierten Wirkung des Films allein auf seinen Schultern.

Fazit: JACK DER BÄR ist nicht nur als äußerst gelungenes Drama zu bezeichnen – sondern auch als äußerst persönliches, lebensnahes und glaubhaftes. Wer sich auch nur ansatzweise für die Thematik eines familiären Verlusts und den damit verbundenen Folgen für die Angehörigen interessiert, für den ist der Film ein Muss – allein aufgrund der gelungenen Charakterporträts und der emotional aufgeladenen, aber letztendlich doch angenehm bodenständigen Inszenierung. Als quasi-Zugabe beinhaltet der Film glücklicherweise einen ebenfalls überragenden technischen und darstellerischen Part, sowie eine (beinahe unnötige, aber doch für weitere emotionale Höhepunkte sorgende) Entführungsgeschichte und schließt somit den Kreis. Der einzige Wermutstropfen, der wohl allein für die Kenner der Buchvorlage gilt; ist in der etwas zahmen und allgemein hinsichtlich einer besseren Zugänglichkeit getrimmten Art der Inszenierung zu sehen – das Buch schlug hier wesentlich rebellischere Töne an, erzeugte aber eine ganz ähnliche Wirkung. Aber wer weiß – vielleicht hätte es den Film gar nicht erst gegeben, hätte man keine dahingehenden Zugeständnisse an die Produzenten gemacht. Ein klassisches, aber dennoch herausragendes Familiendrama mit einem ergreifenden emotionalen Unterton – JACK DER BÄR macht ebenso glücklich wie er zu Tränen rührt.

border_0190button

„Unverwechselbar, universell und intensiv.“

filmkritikborder

Filmkritik: „Das Zweite Gesicht“ (1993)

the-good-son_500

Originaltitel: The Good Son
Regie: Joseph Ruben
Mit: Macaulay Culkin, Elijah Wood, Wendy Crewson u.a.
Land: USA
Laufzeit: ca. 87 Minuten
FSK: ab 16 freigegeben
Genre: Thriller / Horror
Tags: Sohn | Junge | Kind | Freundschaft | Gefahr | Dämonisch | Tod

Das Böse lauert auch da, wo man es nicht vermutet.

Kurzinhalt: Irgendwo in einem stillen, ruhigen Örtchen in den USA meint es das Schicksal nicht gut mit dem jungen Mark (Elijah Wood). Bereits wenige Tage nachdem seine Mutter gestorben ist und er sich noch immer mit Selbstvorwürfen quält, entschließt sich sein Vater zu einer wichtigen Geschäftsreise – und lässt seinen Sohn allein zurück. Für die geplanten 2 Wochen quartiert er seinen Sohn bei seinem Bruder und dessen Familie ein, und hofft dass Mark so auf andere Gedanken kommen könnte. Tatsächlich schließt er schnell Freundschaft mit dem etwa gleichaltrigen Henry (Macaulay Culkin) – dem er sich anvertraut und mit dem er einige spannende Tage verbringt. Doch als sich Henry im Laufe der wenigen noch verbleibenden Tage zunehmend merkwürdiger benimmt und sogar zu brutalen Ausbrüchen neigt, weicht die Idylle schnell einer alles beherrschenden Angst. Die Erwachsenen jedoch scheinen nicht allzu viel davon mitzubekommen…

the-good-son_00

Kritik: Achtung, Spoiler ! DAS ZWEITE GESICHT setzt wie viele Filme einer vergleichbaren Machart auf eine vergleichsweise simple Prämisse, die man am ehesten mit den Begriffen Wissen und Halbwissen umschreiben kann. Ein Charakter weiß von einem anderen, dass er nicht das ist für das er sich ausgibt – der andere jedoch schafft es stets, nicht aufzufliegen. Im Gegenteil, er bringt den Wissenden selbst in eine bedrohliche Lage – indem er alle ihn umgebenden Menschen an der Nase herumführt. Das ist im Grunde ein Stoff für einen handelsüblichen Thriller; wäre da im Falle von DAS ZWEITE GESICHT nicht der Umstand, dass es sich um zwei kindliche Protagonisten handelt. Das wiederum führt den Zuschauer näher an die Stimmung und Ausgangslage von Filmklassikern wie DAS OMEN heran; welcher ebenfalls einen unschuldigen Jungen in der Rolle des personifizierten Bösen vorsah. Und doch ist es schwierig, DAS ZWEITE GESICHT in eine vorgefertigte Schublade zu stecken – denn auch im Horrorgenre fühlt er sich nicht wirklich wohl; zumindest nicht ausschließlich. Denn auch wenn sich der Film meilenweit von einem Drama bewegt; besitzt er doch dezente, diesbezüglich relevante Einschübe – etwa in Bezug auf die vergleichsweise intensiven Charakterporträts und mögliche Indizien für das Verhalten der jeweils betroffenen.

Das heisst, dass dem Film neben den expliziten Thriller- und Horroranleihen auch eine dezente psychologische Komponente innewohnt – die jedoch niemals vollständig ausgearbeitet wird. Auch wenn sich so einstweilen das Gefühl einstellen kann er wäre weder Fisch noch Fleisch respektive etwas unentschlossen; vermag er es überraschenderweise den Zuschauer gut und spannend zu unterhalten. Vielleicht ist es so gesehen auch ganz gut, dass ihm durch die in diesem Falle auflockernde (man will nicht sagen verharmlosende) Horror-Atmosphäre ein wenig an Zündstoff genommen wird, und man sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnt. Dies wird auch durch den allgemeinen technischen Part untermauert, der überraschend versiert ausfällt und dem Zuschauer immer dann visuell und akustisch hochwertiges präsentiert, wenn sich erzählerische Lücken ergeben; ergeben könnten. Die sind jedoch kaum auf eine Nachlässigkeit der Macher zurückzuführen, sondern vielmehr auf die selbst auferlegten Beschränkungen durch das zugrundeliegende Konzept.

Letztendlich hat man also doch das Gefühl, als hätten die Macher alle Möglichkeiten ausgeschöpft, und DAS ZWEITE GESICHT zu einem vor allem auch optisch und akustisch ansprechenden Gesamtwerk gemacht. Die stimmig eingefangenen Bilder, die stets von einem passenden (und nicht allzu reißerischen) Soundtrack untermalt werden; werden zudem noch von besonders markanten darstellerischen Leistungen gekrönt. Elijah Wood und Macaulay Culkin sind zwei Kinderdarsteller über die man sagen kann was man will – doch wenn das Filmteam ein entsprechendes war, haben diese durchaus beeindruckende Leistungen erbracht. Es reicht eben nicht, sich allein auf die Tatsache zu verlassen dass das Involvieren von Kinderdarstellern an sich schon ein Garant für einen funktionierenden Film wie diesen ist – und man den Rest einfach dem Zufall überlässt. Genau das ist bei DAS ZWEITE GESICHT nicht der Fall; der Film wirkt über weite Strecken durchdacht und vergleichsweise anspruchsvoll.

Fazit: THE GOOD SON ist wie ein fleischgewordener Kompromiss. Grundsätzlich als Horrorfilm einzustufen, wehrt er sich einerseits gegen allzu genretypische Oberflächlichkeiten – andererseits aber kommt er nicht über den Status einer reichlich konstruiert und zurechtgebogen wirkenden Geschichte hinaus. Auch wenn man mehr Einblicke in die Seelenwelten der Charaktere erhält als üblich, sollte man ihn beileibe nicht als Charakterstudie begreifen – sondern eher als Horrorthriller des etwas anderen, da zumindest zu weiterführenden Gesprächen anregenden Art. Was ist eher als überspitzte, eventuell sogar religiös angehauchte Zeichnung der Begriffe von Gut und Böse (im Sinne einer Vorlage wie DAS OMEN) zu begreifen, was dagegen könnte so oder so ähnlich eher der menschlichen Natur entspringen und somit durchaus nachvollziehbar erscheinen ? Genau das ist die Frage, die man sich in Anbetracht eines Films wie THE GOOD SON unweigerlich stellen wird – und muss. Da der Film am ehesten als Klassiker zu verstehen ist und er auf allzu plumpe, reißerische oder gar blutige Elemente verzichtet (im Gegensatz zu vielen späteren Werken einer ähnlichen Machart) kann eine Empfehlung ausgesprochen werden.

border_0180button

„Psycho-Thriller trifft auf Horror trifft auf Drama mit grandiosen Kinderdarstellern.“

filmkritikborder

Filmkritik: „Return Of The Living Dead III“ (1993)

roftld3_500

Originaltitel: Return Of The Living Dead 3
Regie: Brian Yuzna
Mit: J. Trevor Edmond, Melinda Clarke, Kent McCord u.a.
Land: USA
Laufzeit: 92 Minuten
FSK: Ab 18 freigegeben
Genre: Horror / Drama
Tags: Zombies | Untote | Liebe | Love-Story | Makaber | Trioxin | Living Dead

Toll treiben es… die wilden Liebenden.

Inhalt: In den 1960er Jahren hat das US-Militär einen speziellen Kampfstoff entwickelt, dessen Wirkung nicht allein darauf beschränkt ist; Menschen zu töten. Vielmehr für das gasförmige Gift dazu, dass Tote wiederauferstehen – und danach weitaus widerstandsfähiger sind als zuvor; wenn nicht gar unsterblich. Und so experimentiert die Army auch heute noch mit dem sogenannten Trioxin – um die nächste Generation der Kriegsführung einzuläuten. Dass die Experimente fehlschlagen, oder zumindest durch Unfälle gestört werden könnten; damit rechneten die Verantwortlichen – und so befinden sich einige hochrangige Militärs hinter dicken Panzerglasscheiben, als ein wiederbelebter Zombie in einem Versuchsraum plötzlich Amok läuft. Was sie nicht wissen ist, dass das Geschehen von zwei Jugendlichen beobachtet wird – Julie und Curt, dessen Vater selbst Mitglied im engsten Kreis der Versuchsleiter ist. Kurz darauf haben die beiden einen Motorradunfall, bei dem Julie stirbt. Curt entschließt sich notgedrungen dazu, sich das soeben Gesehene zunutze zu machen – und seine Freundin wiederzubeleben. Das gelingt ihm auch; doch dachte er dabei nicht an die möglichen Nebenwirkungen der Prozedur. Aber die beiden lieben sich – und wollen zusammen entkommen, koste es was wolle.

roftld3_01
Wo bitte geht’s zur nächsten Fete… ?

Kritik: Irgendwie lag es auf der Hand, dass nach dem 1985’er Kult-Horrorfilm VERDAMMT, DIE ZOMBIES KOMMEN (Kritik) und dessen grundsätzlich ebenso guter Fortsetzung TOLL TREIBEN ES DIE WILDEN ZOMBIES (Kritik) das nunmehr etablierte Franchise um die Auswirkungen eines mysteriösen Giftgases nicht einfach so fallen gelassen würde. Und so folgte 1993 ein dritter Teil – RETURN OF THE LIVING DEAD 3. Dabei fallen zwei Dinge sofort – und vorab – ins Auge. Nicht nur, dass der Original-Titel der deutschen Variante erstmals glich (was entweder auf eine gewisse Ideenlosigkeit, Lustlosigkeit oder gewagt: auf eine sinngemäße Abspaltung des zweiten vom dritten Teil hinweist) – auch der verantwortliche Stab war ein gänzlich anderer. Ist RETURN OF THE LIVING DEAD 3 also noch als würdiger Nachfolger zu bezeichnen, oder handelt es sich um ein gänzlich überflüssiges Sequel eines mittlerweile ausgereizten Stoffes ?

Eine schwierige Frage, die jedoch eher zum Nachteil des Films ausgelegt werden kann. Denn: der dritte Teil macht grundsätzlich vieles anders; womit sich die oben genannten Vermutungen bereits innerhalb der ersten Film-Minuten bestätigen – er macht es jedoch keinesfalls besser. Sicher ist es nett zu sehen, wenn sich ambitionierte Filmemacher bemühen, möglichst viel aus einem Franchise herauszuholen und ihm dabei neue Facetten abzugewinnen – doch im Falle von RETURN OF… 3 hat man nicht weniger als eine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen. Der markanteste Unterschied ist dabei zweifelsohne der, dass sich der dritte Teil schlicht gnadenlos ernst nimmt – und so viel vom ehemals positiv-trashigen Charme der Reihe verliert. Jene Selbstironie, jenes Augenzwinkern; jene Querverweise auf das Genre werden in diesem Fall komplett durch eine schier unerträgliche Ernsthaftigkeit, wenn nicht gar vermeintliche Seriosität ersetzt. Das ist sicher mutig, betrachtet man die gänzlich anders gehaltenen Vorgänger – doch zeigt sich spätestens mit dem vorliegenden dritten Teil, dass die Kombination der recht hanebüchene Story, der stereotypen Charaktere und der überspitzten Horror-Elemente nur in einem gewissen Kontext aufgeht.

roftld3_02
Nicht, dass es ohne Zielscheibe schwieriger wäre…

Vielleicht wäre RETURN OF…3 trotz eben genannten Missstände gar kein so schlechtes Sequel geworden – wären da nicht noch mehr Unstimmigkeiten. Diese können, neben der ungewöhnlichen Grundstimmung, auch in Form von gänzlich neuen Elementen daherkommen – wie einer schrecklich klischeehaften Love-Story zwischen den Hauptprotagonisten Julie und Curt. Wer jedoch denkt, dass diese ein blosses Beiwerk wäre, hat sich getäuscht. Vielmehr baut der gesamte dritte Teil auf ihr auf, macht die (mehr oder weniger fürchterlichen) Ereignisse erst möglich. Dabei kommt nur allzu selten das Gefühl auf, dass die Macher den Zuschauer vielleicht doch an der Nase herumführen wollen und der Film satirischer ist als es den Anschein hat. Spätestens mit dem merkwürdigen Mittelteil, in dem die beiden Hauptprotagonisten auf eine Art Latino-Gang treffen; und sich zudem tiefgehenden, emotionsgeladenen Diskussionen über Sinn und Unsinn des Lebens widmen – driftet die Atmosphäre und Stimmung des Films in eine Richtung, die ihm einfach nicht gut zu Gesicht steht. Kleinere Drama-Ansätze können natürlich auch in einem Zombiefilm Platz finden – doch sollte man das nötige Fingerspitzengefühl waren und es nicht übertreiben.

Wahrlich – bei Voraussetzungen wie diesen (zwei Vorlagen, sowie einer Story, die im besten Fall als Grundgerüst zu bezeichnen ist) sollte man nicht allzu hoch stapeln. Genau das aber macht RETURN OF… 3, und scheitert dabei kläglich. Irgendwo gefangen zwischen einer Zombie-Satire, einem Familiendrama und einer über den Tod hinausgehenden Romanze schafft man es nicht, die Schwächen in der Story und den klischeehaften Charakteren auszugleichen – beispielsweise in Form eines hohen Unterhaltungswertes, wie es bei den Vorgägnern der Fall war. Stattdessen herrscht ein überraschend träges Erzähltempo vor, und die Atmosphäre ist beklemmend bis erdrückend. Die Ausrutscher aus diesem Konzept, die man sich dann doch erlaubt; sind offenbar unfreiwilliger Natur: sei es, dass eine Frau wie eine Rakete vom Motorradsitz abhebt und gegen einen Pfosten knallt (während der vorn sitzende Mann beinahe unbehelligt davonkommt), sei es; dass die Verfolger der Frau sich offenbar selbst dann nicht beeindruckt zeigen, wenn sie mit einer aufgerissenen und von Nägeln durchbohrten Haut vor ihnen steht – das alles wirkt mindestens kurios. Letztendlich macht es dann auch keinen Unterschied mehr, ob man derlei Inhalte wirklich ernst meint oder nicht – die Wirkung ist viel zu diffus, die getroffenen Entscheidungen unentschlossen. Es ergibt sich einfach kein in sich stimmiges Gesamtbild.

Der mitunter einzige Vorzug, den der dritte Teil somit offeriert, findet sich in abgewandelter Form auch schon in den Vorgängern: der Zuschauer kann erleben, wie infizierte Personen von einem quicklebendigen langsam in einen untoten Zustand übergehen. Dabei sind mal kürzer, mal länger bei vollem Bewusstsein – eine interessante Angelegenheit. Fraglich ist nur, warum man diese Linie nicht konsequent fuhr – und die Hauptprotagonistin offenbar willkürlich zwischen verschiedenen ‚Zuständen‘ balancieren lässt. Die Erklärung, dass Schmerz den Zombie-Heisshunger zu unterdrücken vermag (was zu einigen makaberen Selbstverstümmelungs-Szenen führt), reicht hier einfach nicht aus; zumindest nicht in Bezug auf diesen Zeitraum. Offensichtlich ist, dass es auch im dritten Teil einige Splatter- und Gore-Effekte zu sehen gibt; sowie auch die berühmt-berüchtigten Gehirn-Mahlzeiten (dieses Mal jedoch ohne die entsprechenden Rufe nach ‚mehr‘). Diese sind jedoch rar gesät und vergleichsweise harmlos. Die Zombies, die man zu Gesicht bekommt; sehen dafür recht furchterregend aus – hier driftet RETURN OF… 3 dann doch noch explizit in Richtung der Horror-Schiene. Eines von vielen Genres, welcher der vorliegende Film bedient – neben dem Trash, versteht sich. Die Kulissen könnten billiger (und zerbrechlicher, selbst wenn es sich um Stahltüren handelt) nicht wirken, die Darsteller sind gerade noch erträglich (die deutschen Synronstimmen indes nicht), ein Soundtrack ist quasi nicht vorhanden, und in Sachen allgemeiner Optik und des Aufwands scheint man im Vergleich zum zweiten Teil einen deutlichen Rückschritt gemacht zu haben.

roftld3_03
Nur Schmerzen können vorübergehend vom Hunger ablenken…

Fazit: Erst heiter, dann stürmisch ? Was auch immer sich die Macher des dritten Teils gedacht haben; ihr Versuch dem RETURN OF THE LIVING DEAD-Franchise eine gewisse Ernsthaftigkeit (samt intensiver Love-Story, Todesphilosophie) einzuverleiben, konnte eigentlich nur scheitern. Denn wer wird sich jenen dritten Teil hauptsächlich ansehen, wenn nicht die Fans und Kenner der ersten beiden Teile ? Die werden knallhart vor den Kopf gestossen, und alles andere als zufrieden aus diesem Teil hervorgehen. Der Unterhaltungswert hinsichtlich einer originellen, witzigen Zombie-Komödie ist gleich null – lediglich Freunde von abenteuerlichen Genre-Mixturen ohne Rücksicht auf Verluste (das heisst, eine möglichst zielgerichtete Wirkung) sollten mal einen Blick riskieren. Die RETURN OF THE LIVING DEAD-Trilogie ist so gesehen das Gegenteil der EVIL-DEAD-Reihe, wo sich der erste und zweite Teil ebenfalls stark ähnelten; der dritte jedoch den krönenden Abschluss und den Siedepunkt des positiv-makaberen bildete. Hier ist die Tendenz genau andersherum – aber es gibt ja noch einen vierten und einen fünften Teil. Wer’s braucht…

45oo10

Metal-CD-Review: ANGRA – Angels Cry (1993)

angra_angelscry
Album: Angels Cry | Band: Angra (weitere Band-Inhalte)

Land: Brasilien – Stil: Power Metal – Label: Rising Sun Records

Alben-Lineup:

Andre Matos – Gesang, Piano, Keyboard
Luís Mariutti – Bass
Rafael Bittencourt – Gitarre
Kiko Loureiro – Gitarre

01 Unfinished Allegro 01.14
02 Carry On
05.03
03 Time 05.56
04 Angels Cry 06.49
05 Stand Away 04.56
06 Never Understand 07.49
07 Wuthering Heights (Kate Bush Cover) 04.41
08 Streets Of Tomorrow 05.03
09 Evil Warning 06.42
10 Lasting Child (Part I: The Parting Words / Part II: Renaissance) 07.36

Power Metal-Geschichtsstunden, heute mit: ANGRA.

Kann man die Geschichte des Power Metal beleuchten, ohne die brasilianische Band ANGRA mit einzubeziehen ? Wohl kaum, sind ANGRA für Brasilien so etwas wie MANOWAR für die USA oder HELLOWEEN für Deutschland. Als eine der ersten bekannteren Bands aus brasilianischen Gefilden verschrieben sich ANGRA von Anfang an einem melodischen, temporeichen und hymnischen Power Metal – wo zuvor eher harsche und / oder rockige Klänge die musikalische Welt definierten. Die Symbiose aus harten, gradlinigen Metal-Elementen, einem harmonischen Gesang und verspielten Keyboard-Elementen sollte nun richtig aufgehen – und im internationalen Zusammenspiel zu einem weiteren Boom der Szene führen. Tatsächlich scheint es so, dass ANGRA seit ihren Gründungstagen enorm zur, nennen wir es Globalisierung des Power Metals beigetragen haben – ihre Fans stammen aus aller Herren Länder, und man inspirierte sich seit jeher gegenseitig. So sind auf ANGELS CRY durchaus einige Klänge zu hören, die stark an die frühen HELLOWEEN-Platten erinnern – etwa das zwischen Ballade und Midtempo balancierende TIME.

Beim Hören eines derart klassischen Albums wie ANGELS CRY, das immerhin aus dem Jahre 1993 stammt, ergeben sich immer besondere Gefühle. Seien es nostalgische – vor allem wenn man sich schon länger im Genre zuhause fühlt, oder schlicht leicht ungläubige – gerade wenn man das Genre zu einem deutlich späteren Zeitpunkt entdeckt hat. Schließlich meint man immer wieder grundlegende Ideen, Stimmungen und einzelne Passagen wahrzunehmen, die sich so auch in der heutigen Power Metal-Musikwelt zahlreich wiederfinden lassen. So kommt es nicht von ungefähr, dass auch eine Band wie ANGRA als eine der Wurzeln des Genres angesehen wird – zu Recht, und absolut nachvollziehbar, lässt man sich aus heutiger Sicht noch einmal auf den Geist des 1993’er Albums ein. Auch das sagenhafte Gäste-Lineup lässt einen wohlig erschaudern: Dirk Schlächter und KAI HANSEN von GAMMA RAY, Alex Holzwarth (später RHAPSODY OF FIRE) und Sascha Paeth (später LUCA TURILLI) gaben sich hier die Ehre – der Wahnsinn. Eine Folge: man ist stellenweise erschrocken, wie dicht der Sound dieses bald 20 Jahre alten Albums an den heutigen Produktionen liegt. Eines steht so zweifelsohne fest: ANGRA lieferten mit ANGELS CRY ein wahrlich zeitloses Album ab, welches das Genre bis heute prägt und vielen als Inspirationsquelle dient.

Stichwort Sound – der ist entsprechend des vergleichsweise hohen Alters nicht ganz auf der Höhe, will heissen produktionstechnisch nicht perfekt. Sicher spielt hier auch der Status des Albums als Debütwerk eine Rolle – andererseits klingt es für ein Debüt schon wieder auffällig versiert, auch was die handwerklichen Leistungen der Bandmitglieder anbelangt. Das knapp ein Jahr ältere Demo-Release REACHING HORIZONS scheint also seine Funktion erfüllt zu haben – und leitete so die unvergleichliche Erfolgsgeschichte einer brasilianischen Metal-Band ein. ANGELS CRY als Grundpfeiler jener Historie begeistert daher auch noch heute – und vermittelt einen zeitweise das Gefühl von Ehrfurcht, ganz ähnlich wie bei den ersten HELLOWEEN-Scheiben. Das besondere: neben zahlreichen vielschichtigen, komplexeren Nummern (a’la dem Titeltrack ANGELS CRY) finden sich auch wunderbar eingängige Mitsing-Hymnen wie CARRY ON – die von einem energetisch-lebendigen Instrumentalpart mitsamt Double-Bass und fetziger Gitarrensoli leben. Immer mit von der Partie ist Andre Matos – ein großer, wenn nicht gar riesiger Szene-Name, der bis heute das Bild des Genres prägt. Interessant und bemerkenswert ist, dass er mit ANGRA nicht nur den Weg für den brasilianischen Power Metal ebnete – sondern  einige Jahre zuvor schon die Heavy Metal-Band VIPER auf den Weg zur Spitze brachte. Diese wurde schon 1985 gegründet – Matos blieb ihr bis 1990 erhalten, um sich bald darauf voll und ganz dem Werk von ANGRA zu widmen.

Also, was hat ANGELS CRY noch zu bieten ? In erster Linie zahlreiche emotional-eindringliche Momente, die in abwechslungsreiche und vielschichtige Kompositionen eingebunden sind. Ein wahres Epos wie STAND AWAY, das von der beeindruckenden Gesangsperformance und markanten klassisch-symphonischen Einspielern geprägt ist; das melancholisch-prächtige STREETS OF TOMORROW, das temporeich-flotte und enorm melodieverliebte EVIL WARNING – einem der wohl stärksten und zeitlosesten Titel des Albums. Und auch das epische LASTING CHILD serviert zum Ausklang noch einmal eine gehörige Portion Power Metal mit tollen Instrumental-Parts. In der Tat: auch die Fusion aus Klassik und Power Metal sollte auf ANGELS CRY als eines der ersten Werke dieser Art in einer ansprechend professionellen Manier zelebriert werden.

Fazit: Es melde sich der, der sich auf seinem musikalischen Werdegang im Genre des Power Metal nicht von ANGRA hat beeinflussen und / oder inspirieren lassen. ANGELS CRY ist vielleicht eines der wichtigsten Power Metal-Alben überhaupt – ANGRA konnten sich so (verdientermaßen) auf eine Ebene mit MANOWAR, HELLOWEEN oder auch GAMMA RAY stellen, als Mitglied in der alten Schule des Power Metal, der einmal zahlreiche andere Künstler inspirieren sollte. Dennoch kann keine Höchstwertung vergeben werden – zum einen verhindert dies die Soundqualität (minimal), zum anderen der nicht immer treffsichere Gesang von Andre Matos, der je nach Gusto auch mal etwas nervenaufreibend ausfallen kann. Dennoch: wer dieses Album nicht in seinem Regal hat, verpasst einen wichtigen Teil der Geschichte des Power Metal.

Anspieltipps: CARRY ON, ANGELS CRY, EVIL WARNING, LASTING CHILD


80button

Filmkritik: „Der Geheime Garten“ (1993)

Originaltitel: The Secret Garden
Regie: Agnieszka Holland
Mit: Kate Maberly, Maggie Smith, John Lynch u.a.
Laufzeit: 101 Minuten
Land: USA
FSK: Ab 0
Genre: Drama / Familienfilm

Das Geheimnis liegt im Garten verborgen…

Inhalt: Die junge Mary Lennox (Kate Maberly) ist traurig. Ihre viel beschäftigten Eltern haben kaum Zeit für sie, und veranstalten lieber irgendwelche groß angelegten Partys, auf denen ihre Tochter nichts zu suchen hat. Doch es kommt noch schlimmer: eines Tages ereignet sich ein Unglück, bei dem Mary’s Eltern ums Leben kommen. Ohne eine jegliche Hoffnung und ohne einen Funken Lebenslust wird sie so nach England geschickt, zu ihrem Onkel Lord Craven (John Lynch). Der hat ein recht stattliches Anwesen, in das die junge Mary aufgenommen wird – vorerst jedoch, ohne ihren Onkel zu Gesicht zu bekommen. Denn auch der hat viel zu tun, sodass sich die grimmige Hausdame Miss Medlock (Maggie Smith) des jungen Mädchens annimmt. Sobald Mary allerdings einige Momente für sich hat, begibt sie sich auf Entdeckungsreise – und erkundet ihr neues Zuhause. Dabei trifft sie auch auf den Nachbarsjungen Dickon (Andrew Knott), mit dem sie sich schnell anfreundet – sowie ihren Cousin Colin Craven (Heydon Prowse), der aus irgendeinem Grund in einem Zimmer isoliert wird. Gemeinsam erfahren sie vom geheimen Garten, dessen Geheimnis sie fortan ergründen wollen.

Kritik: DER GEHEIME GARTEN ist ein Familienfilm, wie er im Buche steht – und bringt dementsprechend alle dahingehenden Voraussetzungen mit. Bereits zu Beginn kann man erahnen, dass man sich nicht allzu lange mit der Vorgeschichte von Mary aufhalten, diese lediglich als Grundlage für das k0mmende Abenteuer an ihrem neuen Wohnort benützen würde. Und das ist nur gut und recht so – schließlich verweben sich die Drama-Anleihen stimmig mit der Entdeckungsreise im neuen Anwesen; die gleichzeitig als Reise zur Selbstfindung fungiert und somit ganz in der (seltenen) Tradition der Coming-Of-Age-Filme des weiblichen Geschlechts steht. Mit Mary bekommt man indes eine charmante Haupt- und Identifikationsfigur spendiert, mit der man mitfiebern, mitleiden und mit-erleben kann. Das bietet ein enormes Spannungspotential, gerade für die jüngeren – die sich Mary auf ihrer ersten Entdeckungsreise im riesigen Anwesen nur allzu gerne anschließen werden wollen. Hinzu kommt, dass in DER GEHEMEINE GARTEN grundsätzlich auf alles verzichtet wurde, was den Filmfluss und seine Atmosphäre stören könnte – von Effekthascherei gibt es keine Spur, es wird sich auf das wesentliche beschränkt. De facto heisst das, eine recht gradlinige und vergleichsweise simple Geschichte – die im Gegenzug aber mit einer Extraportion ‚Magie‘ inszeniert wird und eine entsprechende Wirkungskraft entfaltet.

Ganz in diesem Sinne werden so auch einige (vereinfachte) Allegorien in Szene gesetzt,  beispielsweise solche, die die Besonderheiten der verschiedenen Jahreszeiten aufgreifen. Als der Film beginnt, herrscht ein trister Winter – die Zeit, in der Mary die unglücklichsten Momente ihres Lebens erlebt. Mit dem Frühling / Sommer und der Erweckung der Natur blühen dann endlich auch wieder positive Gefühle in Mary auf – die in den Erfahrungen im geheimen Garten gipfeln und so eine auch für jüngere Zuschauer nachvollziehbare Charakterentwicklung bieten. Selbiger Garten ist indes ein Sinnbild für vieles – doch man sollte sich den Film selbst zu Gemüte führen, um die weitreichenden Bedeutungen desselben kennenzulernen, wenn es um den ganz eigenen, charmanten Filmkosmos von DER GEHEIME GARTEN geht. Denn auch das Schicksal von Mary’s Cousin Colin wird noch eine wichtige Rolle spielen. Der wird von seinem Vater in einer Art goldenem Käfig festgehalten – hier findet sich das sinnige Gegenstück zu Mary; die zumindest ihre Gefühle in sich verschloss.

Die gesamte Inszenierung des Films lässt dann auch nur einen Schluss zu: es geht weniger um eine besonders packende und ausgefeilte Geschichte, als vielmehr um das Verhältnis der jungen Charaktere untereinander; sowie deren Bezug zur Erwachsenenwelt. Obwohl sich der Film beinahe ausschließ auf diese Elemente konzentriert, gerät der Unterhaltungswert verdächtig hoch – dies ist zweifelsohne der stets deutlich spürbaren filmischen Magie anzulasten, die einen guten Kinder- und Familienfilm auszeichnet, auszeichnen sollte. Diese ‚Magie‘ sieht ein Erleben der Welt aus Kindersicht vor – folglich aber auch einige Vereinfachungen hinsichtlich des Plots und der Entwicklung der Geschichte, mit denen man als Zuschauer Leben muss. So zieht sich ein roter Faden kontinuierlich durch die Szenerie, merkliche Abweichungen kommen nicht vor. Der Film beginnt als Porträt einer Tristesse – und endet in einem positiv gestimmten Finale. Dabei erfährt man nicht immer genug über die Charaktere, sodass gerade mancherlei Wandlung bei den Erwachsenen etwas plötzlich daherkommt. Der technische Part kann hingegen wieder vollends punkten, gerade die Kamerafahrten durch den Garten erweisen sich als echtes optisches Highlight. Auch der Soundtrack entfaltet schnell seine Wirkungskraft, und unterstützt durch seine emotionalen Töne die durch die Bilder etablierte, leicht fantastische Stimmung. Die Darstellerriege sieht 3 wichtige Posten für deutlich jüngere Nachwuchstalente vor – wobei hier keinerlei Ausfälle zu verzeichnen sind, in Anbetracht des Alters und der relativen Schwierigkeit der Rollen machen alle ihre Sache ausserordentlich gut.

Fazit: DER GEHEIME GARTEN ist ein guter, zeitloser Kinderfilm mit einer magischen Note. Ein guter Soundtrack, tolle Kamerafahrten, talentierte Nachwuchsdarsteller und eine simple, aber enorm wirkungsvolle Geschichte runden das Gesamtpaket nach oben hin ab. Die ganze Welt ist ein Garten – solche und ähnliche Botschaften sind es zweifelsohne wert, entdeckt zu werden, zumindest im Film-Kontext.

Filmkritik: „Tanz Der Teufel 3 – Armee Der Finsternis“ (1993)

Originaltitel: Evil Dead III – Army Of Darkness
Regie: Sam Raimi
Mit: Bruce Campbell, Embeth Davidtz, Marcus Gilbert u.a.
Laufzeit: 81 Minuten
Land: USA
FSK: Ab 18
Genre: Horror

Kauf smart, kauf im S-Mart… !

Inhalt: Ash (Bruce Campbell), der S-Mart Verkäufer ist zurück ! Nachdem er vom ominösen Buch des Todes, dem Necronomicon, mithilfe einer dämonischen Kraft ins Mittelalter zurückversetzt wurde, muss er sich in einem neuen Abenteuer am Hofe mittelalterlicher Lords durchschlagen. Wie gut, dass sein Auto, seine Motorsäge und sein 12-Kaliber-Gewehr ebenfalls die Reise in die Vergangenheit angetreten haben… denn diese Dinge wird er brauchen. Nach einem nicht besonders herzlichem Empfang sehen die Menschen in Ash ihren lange prophezeiten Retter – der das Necronomicon beschaffen und den Untoten somit ihrer Quelle der Macht berauben soll. Ash zögert verständlicherweise, doch sieht sein Engagement bald in einer neuen Liebe bestätigt – auch Sheila (Embeth Davidtz) setzt große Hoffnungen auf ihn, den unfreiwilligen Retter. So kommt es, wie es kommen muss: Ash begibt sich auf die lange und gefährliche Reise um das Necronomicon zu beschaffen; und versucht inständig, den ihm anvertrauten Zauberspruch zwecks einer gefahrlosen Aufnahme des todbringenden Buches nicht zu vergessen…

Kritik: Der deutsche Titel allein lässt noch nicht darauf schließen, doch tatsächlich handelt es sich bei Armee der Finsternis um den dritten Teil der berühmt-berüchtigen Tanz der Teufel-Trilogie von Sam Raimi. 6 Jahre nach dem zweiten Teil erzählt er die aberwitzig-gruselige Geschichte um Ash (Bruce Campbell) weiter, und versetzt ihn dabei – wie es bereits zum Ende des zweiten Teils ersichtlich wurde – ins Mittelalter. Und natürlich macht sich Raimi dieses Setting zunutze, indem er den obercool-lässigen Ash auf eine große Schar eines gehorsamen Mittelalter-Fußvolkes treffen lässt. Die Komik entsteht so fast automatisch, doch letztendlich ist es wieder einmal der Verdienst des offensichtlich engagierten Bruce Campbell, der dem Spektakel die nötige Würze und den damit einhergehenden hohen Unterhaltungswert verleiht. Es macht schlicht einen Heidenspaß, diesen leicht abgedrehten Charakter auf eine ihm fremde Welt prallen zu sehen – und umgekehrt. Schließlich setzen die Bewohner eines mittelalterlichen Königs-Schlosses nach anfänglichen ‚Berührungsschwierigkeiten‘ all ihre Hoffnungen in den merkwürdigen Fremden – der sich schließlich bereiterklärt, das sagenumwobene und bereits aus den Vorgängerteilen der Filmreihe bekannte Necronomicon, das Buch des Todes, zu beschaffen.

Im Vergleich mit den beiden Vorgängerfilmen fällt eines deutlich auf: während der erste Teil noch stark in eine rein Horror-orientierte Richtung mit leichten Splatteranteilen driftete, ist Raimi mit dem dritten vollends im Trashsegment / Bereich der Horrorkomödie angelangt. so richtig ‚gruseln‘ kann man sich mit dem dritten Teil also höchstwahrscheinlich nicht mehr – die völlig absurden, überzogenen und / oder makaberen Filminhalte prägen hier eindeutig das Gesamtbild. Welches demnach sehr amüsant ausfällt, und einen größeren Unterhaltungsfaktor offeriert als noch die Vorgänger – zumal diese auf einen vergleichsweise kleinen und beschränkten Schauplatz ausgelegt waren. Nun geht es endlich in die großen ‚Weiten‘ eines unbekannten Landes – mit wahnwitzigen Zwischenstopps, wie dem in einer alten Mühle. Doch Vorsicht: gerade diese Szenen wurden in einigen Veröffentlichungsversionen geschnitten (stellenweise sogar komplett), weshalb es unbedingt notwendig ist, sich nach einer vollständig ungeschnittenen Fassung von Armee der Finsternis umzuschauen. Andernfalls verpasst man einige der abgedrehteren, durchaus sehenswerten Szenen. Andererseits muss man nicht zwingend ‚Angst‘ vor allzu harschen Gewaltdarstellungen haben wenn es um die ungeschnittene Fassung geht: tatsächlich ist der dritte Teil in seiner Darstellungsweise nicht expliziter als die Vorgänger. Durch den späteren Einsatz von Skeletten ist sogar eher das Gegenteil der Fall.

Fazit: Bei einem Film wie Armee der Finsternis sollte man allerdings keine Ansprüche hinsichtlich einer ausgefeilten Logik stellen: natürlich kommt auch der dritte Teil Reihe komplett ohne eine eben solche aus. Aber gerade das macht es so interessant – wer wäre auch schon auf die Idee gekommen, den Filmfluss durch ständige Nachladeszenen (Schrotflinte) oder näheren historischen Erläuterungen zu stören. In technischer Hinsicht macht das Projekt eine zumindest durchschnittliche Figur; ein allzu glasklares Bild sollte man bei keiner Veröffentlichungsform erwarten. Auch verzichtet Raimi in diesem Teil fast völlig auf die ehemals so ‚beliebten‘ heftig-abrupten Schnitte und Zoomeinstellungen, oder eine vordergründige Filmmusik – dafür legte er einen merklich größeren Wert auf die Ausstattung (Kostüme, Waffen, Bühnenbilder) und auf die Lebendigkeit der Szenerie (viele Komparsen). Aber es ist ohnehin fast völlig an Bruce Campbell, den Film zu tragen – was ihm zweifelsohne auch gelingt. Armee der Finsternis ist mit Sicherheit der ‚bunteste‘, witzigste Teil der Tanz der Teufel-Trilogie – und vielleicht auch der unterhaltsamste. Die perfekte Wahl für einen gelungenen (Trash-)Filmabend mit Freunden.

Filmkritik: „Flüstern Des Meeres“ (1993, Studio Ghibli #7)

Originaltitel: Umi Ga Kikoeru
Regie: Tomomi Mochizuki (Studio Ghibli)
Mit: /
Laufzeit: 72 Minuten
Land: Japan
Genre: Animationsfilm

Inhalt: Taku Morisaki und Yutaka Matsuno aus Kōchi auf Shikoku sind schon seit Ewigkeiten beste Freunde, und dass, obwohl sie nie zusammen in eine Klasse gegangen sind. Sie sehen sich dennoch oft, und begrüßen gemeinsam die neue, attraktive siebzehnjährige Schülerin Rikako Mutō aus Tokio. Die wirkt allerdings recht unnahbar und geradezu arrogant, und kann sich nur schwerlich in die neue Klassengemeinschaft integrieren. Aber offenbar will sie das auch gar nicht – am liebsten würde sie zu ihrem Vater nach Tokio zurückkehren, der sich von seiner Frau hat scheiden lassen. Langsam aber sicher beginnt sich eine undurchsichtige Dreiecksbeziehung zwischen Taku, Yutaka und Rikako zu entwickeln – bei der nie ganz klar ist, wie vor allem Rikako zu den beiden Freunden steht. Aber auch, wie sich die Freundschaft der beiden entwickeln würde, sollte sie mit einem von ihnen eine Beziehung beginnen… zumindest legen beide einen dahingehenden Grundstein: Taku leiht ihr Geld und begleitet sie notgedrungen auf eine Reise nach Tokio, und Yutaka bekundet ihr gar direkt seine Liebe – die Reaktion fällt jedoch nicht sehr begeistert aus. Wie wird es für die drei, und für die anderen Klassenkameraden letztenendes ausgehen ?

Kritik: Das Flüstern Des Meeres ist nach dem nur zwei Jahre älteren Tränen Der Erinnerung der zweite eher auf authentisch getrimmte, ernste Anime-Spielfilm aus dem Hause des renommierten Studio Ghibli. Regie führt diesmal aber erstmals Tomomi Mochizuki, nachdem Miyazaki (Das Schloss Im Himmel) und Takahata (Die Letzten Glühwürmchen) schon mal ordentlich vorgelegt haben. Ähnlich wie bei Tränen Der Erinnerung handelt es sich bei diesem Werk um ein eher sentimentales, ruhiges Werk welches den Fokus auf die Gedanken und Emotionen einiger spezieller Charaktere legt. „Neu“ ist in dem Sinne, dass es sich zum ersten Male im Studio Ghibli um eine explizite Liebesgeschichte handelt – wenn auch um keine gewöhnliche. Schließlich besteht der potentielle Love Interest innerhalb eines Kreises von drei Personen, von denen zwei auch noch beste Freunde sind – Konflikte sind also vorprogrammiert. Und auch der weibliche Part sorgt nicht gerade für eine Entspanntheit, zeigt sich das Mädchen Rikako doch zuerst als unnahbare, leicht verbitterte Jugendliche, die offenbar jede Gelegenheit nutzt um andere (wie zuerst Taku) auszunutzen, ohne ihre eigentliche Ziele offenzulegen. Nun, das bleibt gewiss nicht so – nach und nach erfährt man mehr über die Hintergründe, und auch die Beziehung der drei untereinander befindet sich in einem steten Wandel.

Diese Dreiecksbeziehung dient hierbei klar als eigentlicher Dreh- und Angelpunkt des Films – und setzt voll und ganz auf das potentielle Interesse und die Empathie, die man als Zuschauer bestenfalls für sie entwickelt. Leider gelingt das nur bedingt. Denn im Grunde ist die Geschichte – im Vergleich zu anderen Ghibli-Werken oder genreähnlichen Produktionen aus anderen Studios – doch relativ unspektakulär, und wartet nur mit wenigen Überraschungen auf. Innerhalb der relativ kurzen Spielzeit hat man kaum Zeit, eine entsprechende Bindung zu den Charakteren aufzubauen – weitaus gravierender ist aber die Tatsache, dass der Plot auf keinen nennenswerten Höhepunkt zusteuert, und nicht gerade viele psychologisch interessante Aspekte einstreut. Von einer Vorhersehbarkeit kann man zwar nicht wirklich sprechen – doch in einer Art und Weise ist von Anfang an klar, dass sich für das Trio „mehr“ ergeben würde als dass Rikako sang- und klanglos wieder verschwindet. Auch wenn dies im Finale nur angedeutet wird – wirkliche Gefühlsausbrüche sieht man nicht (Küsse beispielsweise), in dieser Hinsicht hält sich der Film dezent zurück. So wird erst Recht deutlich, dass dieser Film eher für erfahrene, erwachsene Anime-Zuschauer gemacht worden ist – alle anderen werden sich mit größter Wahrscheinlichkeit langweilen. Und das trotz der kurzen Spieldauer.

Denn wenngleich das Werk Tränen Der Erinnerung noch ein echtes Ghibli-Novum darstellte, in Bezug auf die unterschwellige Emotionalität und Authenzität – so bietet das Flüstern Des Meeres kaum neue oder spannende Aspekte. Die Story mag grundsätzlich ein gewisses Potential (gerade durch die Charaktere) bieten, im Gesamteindruck dümpelt sie jedoch nur schwergängig vor sich hin, und lässt sich mit zwei oder drei Sätzen zusammenfassen. Wirklich spannende Twists oder verschachtelte Psychologie-Spielchen auf einem hohen Niveau (hätte sich bestens angeboten) finden sich leider nicht, so zaghaft der Film im Gesamten daherkommt, so verhalten sich auch die Charaktere. Gut, sie sind alle erst im Altersbereich rund um die 17 (später etwas älter) – doch andere Animes (vor allem Serien) zeigen, welch geniale Einblicke man in die Seelenwelt dieser Jugendlichen generell erhalten könnte. Natürlich nur, wenn sich da auch etwas potentiell interessantes, spannendes, nennenswertes (in Bezug auf eine Filmrealisierung) abpielt. Bei das Flüstern Des Meeres scheint diese Vorraussetzung allerdings nicht wirklich gegeben zu sein… ein nachhaltiger Eindruck entsteht nicht; und schon gar nicht, wenn in einer der letzten Szenen auf die ehemalige Klassengemenschaft geblickt wird. Vorher hat man den Zusammenhalt in der Klasse doch auch nicht gezeigt, warum also jetzt ? So entsteht zwar ein gewisses Gefühl der Nostalgie, der Sentimentalität – aber ein merklich konstruiertes.

Fazit: Technisch ist das Flüstern Des Meeres wie alle Ghibli-Filme über jeden Zweifel erhaben. Optik, Szenendesign und Soundtrack bwegen sich auf einem kosntant hohen Niveau; und erlauben so die Etnstehung des typischen Ghibli-Wiedererkennungswertes. Den Inhalt kann man aber nicht wirklich diesem technischen Charme gegenüberstellen – da kann er einfach nicht mithalten. Insgesamt wohl nur für eingefleischte Ghibli-Fans empfehlenswert, die ihre Sammlung vervollständigen möchten – oder für genrell an Anime-Romanzen mit dem gewissen etwas (markante Charakterkonstellation) interessierte. Aber auch die werden keine wirklichen weiteren Besonderheiten feststellen können, Szenen-Highlights gibt es ebenso nicht wie ein nachhaltig beeindruckendes Finale. Eine 08/15 (gut, vielleicht gerade nicht – aber selbst die sind zumeist interessanter) Liebesgeschichte ohne besondere storytechnische Raffinessen – sicher keiner der besseren Ghibli-Filme; aber immer noch empfehlenswerter als so mancherlei Realfilm zum Thema.