Metal-CD-Review: BLIND GUARDIAN – Tales From The Twilight World (1990)

Alben-Titel: Tales From The Twilight World
Künstler / Band: Blind Guardian (mehr)
Veröffentlichungsdatum: 03. Oktober 1990
Land: Deutschland
Stil / Genre: Power / Speed Metal
Label: No Remorse Records

Alben-Lineup:

Thomen Stauch – Drums
Hansi Kürsch – Vocals, Bass
André Olbrich – Guitars
Marcus Siepen – Guitars

Track-Liste:

1. Traveler in Time (06:02)
2. Welcome to Dying (04:50)
3. Weird Dreams (01:22)
4. Lord of the Rings (03:18)
5. Goodbye My Friend (05:36)
6. Lost in the Twilight Hall (06:02)
7. Tommyknockers (05:13)
8. Altair 4 (02:27)
9. The Last Candle (06:02)

Geschichten aus der Zwischenwelt.

Man erinnert sich: in einer Zeit, die für die Entwicklung des europäischen Power Metals kaum spannender hätte sein können; machte sich neben ebenfalls enorm früh aktiv gewordenen Genre-Pionieren wie HELLOWEEN eine zunächst als LUCIFER’S HERITAGE durchgestartete Combo auf, die hiesige musikalische Welt im Sturm zu erobern. Wie man heute weiß, ist ihnen das auch zweifelsohne gelungen: nach der Umbenennung in BLIND GUARDIAN und der Veröffentlichung des Debütalbum BATTALIONS OF FEAR (1988, siehe Review) war die deutsche Band alsbald in aller Munde. Und das auch oder gerade weil BLIND GUARDIAN im Gegensatz zu ihren frühen Mitstreitern auf eine vergleichsweise harsche Gangart mit Anleihen aus dem Speed- und Thrash Metal setzten – und so weniger als Konkurrenzband denn als vielversprechende Alternative betrachtet werden konnten. Nach dem ebenfalls im Geiste des Debütalbums verwirklichten zweiten Album FOLLOW THE BLIND (Review) erschien 1990 das vorliegende TALES FROM THE TWILIGHT WORLD – und damit auch das erste BLIND GUARDIAN-Album, welches die bisher eingeschlagenen Genre-Pfade mehr oder weniger dezent ausgeweitet und den Weg für den späteren Sound der Band geebnet hatte.

Denn, und das fällt nicht erst in Anbetracht eines für die damaligen BLIND GUARDIAN eher ungewöhnlichen Titels wie LORD OF THE RINGS auf: im Gegensatz zu den beiden Vorgängern weist TALES FROM THE TWILIGHT WORLD schon wesentlich mehr jener Anteile auf, die man im allgemeinen dem klassischen oder auch typisch europäischen Power Metal zuordnen würde. Das schöne dabei ist, dass BLIND GUARDIAN ihre Speed Metal-Vergangenheit aber niemals gänzlich abgelegt hatten – und das Album so eine bis dato erstmalige Symbiose aus enorm griffigen Metal-Elementen und einer so noch nicht von der Band gekannten hymnischen Komponente markiert. Eine Komponente, die dabei nicht von jedermann gleich gut aufgenommen wurde – aber offensichtlich ebenso sehr zu BLIND GUARDIAN gehört wie der hiesige Frontmann Hansi Kürsch. Überhaupt scheint es gerade die erstmals auf TALES FROM THE TWILIGHT WORLD anberaumte Kombination aus verschiedenen Soundelementen und Gangarten zu sein, die der noch jungen Band den letzten Schliff verpasste – und ihr ihren bis heute erhalten gebliebenen Status sicherte.

Anders gesagt: es ist nur gut und richtig, dass Nummern wie etwa der Opener TRAVELER IN TIME, das mächtige LOST IN THE TWILIGHT HALL oder der Rausschmeißer THE LAST CANDLE eben so gehalten sind wie sie es sind – also etwa mit extrem eingängigen und hymnischen Refrains versehen sind, die die sonst recht gradlinig und kräftig tönende Angelegenheit in einem positiven Sinne auflockern. Das gilt im übrigen auch für die teils furiosen Soli-Parts, mit denen BLIND GUARDIAN nicht gerade spärlich umgegangen sind – was sich lediglich beim etwas zu wilden WELCOME TO DYING als störend erweisen könnte. Überhaupt scheint die einzige Schwäche des Albums darin begründet zu liegen, dass es BLIND GUARDIAN schlicht verpasst haben ihrem dritten Studiowerk noch etwas mehr Abwechslung einzuverleiben – immerhin weichen selbst das Instrumental WEIRD DREAMS, das quasi-Zwischenspiel ALTAIR 4 oder das frech polternde TOMMYKNOCKERS kaum von der generell auf dem Album veranschlagten Marschrichtung ab. Das bedeutet vornehmlich, dass BLIND GUARDIAN hier so gut wie nie ihren Fuß vom Gaspedal nehmen, innerhalb der einzelnen Titel relativ ähnlich mit den Gitarren umgehen – und sich auch Hansi Kürsch nicht gerade von seiner variabelsten Seite zeigt.

Wen das nicht stört, und wer generell nichts gegen eine kleine Erweiterung oder auch Auflockerung des auf den beiden Vorgängern inszenierten Sounds einzuwenden hat; der wird mit TALES FROM THE TWILIGHT WORLD aber problemlos und im besten Fall auch nachhaltig glücklich werden können.

Absolute Anspieltipps: TRAVELER IN TIME, LORD OF THE RINGS, LOST IN THE TWILIGHT HALL


„Ein im wahrsten Sinne des Wortes umwerfendes Speed- und Power Metal-Album.“

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