Filmkritik: „Re-Animator“ (1985)

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Originaltitel: Re-Animator
Regie: Stuart Gordon
Mit: Jeffrey Combs, Bruce Abbott, Barbara Crampton u.a.
Land: USA
Laufzeit: ca. 95 Minuten
FSK: ab 18 freigegeben
Genre: Horror
Tags: Untote | Serum | Dr. West | H.P. Lovecraft | Erweckung | Wiederbelebung

Dieses Serum hat es wahrlich in sich.

Kurzinhalt: Dr. Herbert West (Jeffrey Combs) ist bei seinen wissenschaftlichen Forschungen in Europa ein schier wahnwitziger Durchbruch gelungen. Im Zuge seiner Arbeit, die sich vor allem mit wichtigen neurologischen Faktoren während des Sterbens auseinandersetzt; war er in der Lage ein Serum zu erschaffen – das unglaublicherweise dazu imstande ist, längst verstorbene wieder ins Leben zurückzuholen. Doch so vielversprechend dieser wissenschaftliche Durchbruch auch klingen mag – die Ergebnisse sind noch weit davon entfernt, zufriedenstellend zu sein. Und so sucht Dr. West nach einem Zwischenfall Zuflucht an einer amerikanischen Universität, wo er sich mit dem Medizinstudenten Dan (Bruce Abbott) anfreundet und sogleich bei ihm und seiner Freundin Megan (Barbara Crampton) als Untermieter einzieht. Hier hofft er, ungestört weitere Experimente durchführen zu können – doch Dan und Megan bemerken schnell, dass mit Dr. West irgendetwas nicht stimmt. Und tatsächlich soll es nicht bei einer toten Hauskatze bleiben… Dr. West wird immer fanatischer, aber auch zielstrebiger – er will Dan’s Zugang zur örtlichen Leichenhalle ausnutzen, um sein Serum auch endlich an Menschen testen zu können. Mit ungewissen Folgen…

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Kritik: Achtung, Spoiler ! Eingefleischte Genre-Fans und Horrorspezialisten werden sie kennen – Namen wie Stuart Gordon oder Brian Yuzna. Während erstgenannter vor allem durch seine Regiearbeit am vergleichsweise groß angelegten Projekt FORTRESS – DIE FESTUNG bekannt wurde, verbindet man zweiteren des öfteren mit dem fleischgewordenen Leinwandhorror für all jene, die ohnehin nicht gerne zum Zahnarzt gehen – den beiden Teilen der Horrormär THE DENTIST. Beiden Ausnahmeregisseuren, die eine jeweils recht bunte Filmografie für sich verbuchen können; liegt jedoch eine gemeinsame Vergangenheit zugrunde. Tatsächlich tauchen ihre Namen erstmals im Zusammenhang mit RE-ANIMATOR auf – jenem Kultfilm, der in der Mitte der 80’er Jahre das Zombiefilm-Genre in eine etwas andere Richtung hin auslotete. Anders als bei ihren späteren werken stützten sie sich in diesem Fall noch auf eine berühmte Vorlage: Howard Phillips Lovecraft’s Kurzgeschichte HERBERT WEST – DER WIEDERERWECKER aus dem Jahre 1922. Mit einem Umfang von gerade einmal 44 Seiten ist die gruselige, aber äußerst greifbare und zeitlose Geschichte schnell erzählt – doch offenbar ließen sich Gordon (als Regisseur) und Yuzna (hier als Produzent) nicht davon abschrecken, und legten es darauf an einen abendfüllenden Horrorfilm zu inszenieren. Herausgekommen ist RE-ANIMATOR – eine gleichsam fidele wie abstrus-trahsige Hommage an das Genre des Horrorfilms. Aber auch an das Schaffen von H.P. Lovecraft; dessen Name stets in direkter Verbindung mit dem Film auftaucht – glücklicherweise.

Und obwohl der Inhalt des Films auf ein hauptsächliches Element – nämlich die namensgebende Wiedererweckung von Toten – heruntergebrochen werden kann, bietet er ein vergleichsweise hohes Unterhaltungspotential. Das liegt hauptsächlich an einem ganz speziellen Charme, den das Werk in beinahe jeder Szene zu versprühen vermag. Irgendwo angesiedelt zwischen einem durchaus ernstgemeinten, geradezu reißerischen Schocker; einem typischen Zombiefilm und einer sympathischen B-Movie-Produktion holt RE-ANIMATOR das Maximum aus den vorgegebenen Möglichkeiten heraus – und sorgt dafür, dass viele einzelne Elemente in Erinnerung bleiben. Schon die Prämisse an sich, die eine etwas wissenschaftlicher orientierte Herangehensweise an das Genre des Zombiefilms wagt; erscheint für das Erscheinungsjahr äußerst frisch und markant – und auch sonst haben alle Beteiligten ein gutes Fingerspitzengefühl bewiesen. Dies äußert sich auch in den keinesfalls überreizten, dafür umso markanteren Gore- und Splatterszenen und dem herrlich unbekümmerten und damit umso authentischer wirkenden Schauspiel. Hier von einem dezenten Overacting zu sprechen, wäre sicherlich gar nicht mal falsch – doch passt auch dies perfekt zur Grundstimmung des Films; der sowohl als reiner Horror-Schocker (damals sicher noch etwas besser als heute) als auch als launige Genre-Kost für Splatter- und Kuriositätenfans funktioniert.

Eine oftmals etwas plump wirkende, aber dennoch ihren Zweck vollständig erfüllende Maskenarbeit rundet den guten (und vor allem liebevollen) handwerklichen Eindruck zusammen mit der soliden Kamerahandhabung, Schnittausführung und einem markanten Soundtrack ab. Etwas schwieriger wird es indes, über Faktoren wie die Bild- oder Tonqualität zu sinnieren – die je nach Release- und Schnittversion absolut unterirdisch ausfallen können. Auch wenn sie keinen Einfluss auf die Wertung haben – denn hier geht es um den Film selbst, auch unter Berücksichtigung der damaligen Möglichkeiten – sei es an dieser Stelle erwähnt. Besonders die deutsche Synchronisation ist mir ihrem extrem auffälligen Hintergrundrauschen, schlecht ortbaren Stimmen und teilweise sogar Sprecherwechseln recht misslungen – und das nicht wirklich im witzigen Sinne, wie es bei manchen vergleichbaren Genre-Werken oftmals der (nicht unbedingt gewollte) Fall ist. Was bleibt ist ein Film, der vielleicht nicht so genial oder wegweisend ist weil er es (im Kern) ist – die Faszination entsteht vielmehr aus der Tatsache, dass es sich so gesehen um ein von späteren Bewegungen und Genreausrichtungen unabhängiges Ursprungswerk handelt. Und auch wenn immer irgendjemand der erste ist, sollte auch das entsprechend honoriert werden.

Fazit: Dass RE-ANIMATOR ein Kultfilm ist, steht wohl außer Frage. Insbesondere Genre-Fans und Freunde früherer Horrorproduktionen, die mit einem oftmals äußerst geringem Budget vergleichsweise großes und vor allem stimmiges auf die Beine stellen konnten; werden perfekt bedient. Dass er dennoch keine Höchstwertung erhält, ist vor allem der letztendlichen inhaltlichen Auslegung geschuldet. Vor allem in der ersten Hälfte glänzt der Film nicht gerade mit zahllosen genialen und / oder abstrusen Ideen, erst gegen Ende fährt man noch einmal alle dahingehenden Geschütze auf – und was für welche. Etwas schade ist auch, dass der vermeintlich wissenschaftliche Ansatz nur als Aufhänger dient, aber niemals etwas expliziter in den Kontext des Films eingebunden wird – obwohl hier letztendlich Ärzte, oder zumindest dezent fanatisch angehauchte Wissenschaftler das Zepter des Geschehens in den Händen halten. Ein paar Fachbegriffe hier (und seien sie noch so erfunden), ein etwas pseudo-wissenschaftlicherer Grundton dort (und würde er noch so trashig wirken) – und der RE-ANIMATOR wäre eventuell noch unterhaltsamer und stimmiger ausgefallen als ohnehin schon.

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„Unterhaltsamer Genre-Kultfilm mit dezenten Längen.“

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Ein Gedanke zu “Filmkritik: „Re-Animator“ (1985)

  1. Prometheus 2 Dez 2014 / 15:19

    Ein genialer Spaß, vor allem, wenn man ihn das erste Mal sieht. Hab ihn jetzt mittlerweile öfter gesehen und leider verfliegt mit der Zeit so ein bisschen von der ursprünglichen Begeisterung, dennoch ein seheswerter und wichtiger Vertreter seiner Zeit. Schon das Intro und die Soundtrackbegleitung sind markant und zeitlos, die Musik selbst erinnert stark an Psycho.

    Den Anfang unbedingt mal auf englisch ansehen…als die dickliche (Assistenz-)Professorin (?) das Zimmer betritt und sie in einem schlechten Deutsch sagt „Dr. Gruber…wie geht’s DIR?“. xD „Er ist tot!“ Herrliche Szene. ^^ „You killed him.“ „No I didn’t…I gave him life.“ Das verstärkt schon einmal den Trashfaktor erheblich und zeigt wohin der Film will.

    Wertung: 7.5/10

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