Filmkritik: „Der Geheime Garten“ (1993)

Originaltitel: The Secret Garden
Regie: Agnieszka Holland
Mit: Kate Maberly, Maggie Smith, John Lynch u.a.
Laufzeit: 101 Minuten
Land: USA
FSK: Ab 0
Genre: Drama / Familienfilm

Das Geheimnis liegt im Garten verborgen…

Inhalt: Die junge Mary Lennox (Kate Maberly) ist traurig. Ihre viel beschäftigten Eltern haben kaum Zeit für sie, und veranstalten lieber irgendwelche groß angelegten Partys, auf denen ihre Tochter nichts zu suchen hat. Doch es kommt noch schlimmer: eines Tages ereignet sich ein Unglück, bei dem Mary’s Eltern ums Leben kommen. Ohne eine jegliche Hoffnung und ohne einen Funken Lebenslust wird sie so nach England geschickt, zu ihrem Onkel Lord Craven (John Lynch). Der hat ein recht stattliches Anwesen, in das die junge Mary aufgenommen wird – vorerst jedoch, ohne ihren Onkel zu Gesicht zu bekommen. Denn auch der hat viel zu tun, sodass sich die grimmige Hausdame Miss Medlock (Maggie Smith) des jungen Mädchens annimmt. Sobald Mary allerdings einige Momente für sich hat, begibt sie sich auf Entdeckungsreise – und erkundet ihr neues Zuhause. Dabei trifft sie auch auf den Nachbarsjungen Dickon (Andrew Knott), mit dem sie sich schnell anfreundet – sowie ihren Cousin Colin Craven (Heydon Prowse), der aus irgendeinem Grund in einem Zimmer isoliert wird. Gemeinsam erfahren sie vom geheimen Garten, dessen Geheimnis sie fortan ergründen wollen.

Kritik: DER GEHEIME GARTEN ist ein Familienfilm, wie er im Buche steht – und bringt dementsprechend alle dahingehenden Voraussetzungen mit. Bereits zu Beginn kann man erahnen, dass man sich nicht allzu lange mit der Vorgeschichte von Mary aufhalten, diese lediglich als Grundlage für das k0mmende Abenteuer an ihrem neuen Wohnort benützen würde. Und das ist nur gut und recht so – schließlich verweben sich die Drama-Anleihen stimmig mit der Entdeckungsreise im neuen Anwesen; die gleichzeitig als Reise zur Selbstfindung fungiert und somit ganz in der (seltenen) Tradition der Coming-Of-Age-Filme des weiblichen Geschlechts steht. Mit Mary bekommt man indes eine charmante Haupt- und Identifikationsfigur spendiert, mit der man mitfiebern, mitleiden und mit-erleben kann. Das bietet ein enormes Spannungspotential, gerade für die jüngeren – die sich Mary auf ihrer ersten Entdeckungsreise im riesigen Anwesen nur allzu gerne anschließen werden wollen. Hinzu kommt, dass in DER GEHEMEINE GARTEN grundsätzlich auf alles verzichtet wurde, was den Filmfluss und seine Atmosphäre stören könnte – von Effekthascherei gibt es keine Spur, es wird sich auf das wesentliche beschränkt. De facto heisst das, eine recht gradlinige und vergleichsweise simple Geschichte – die im Gegenzug aber mit einer Extraportion ‚Magie‘ inszeniert wird und eine entsprechende Wirkungskraft entfaltet.

Ganz in diesem Sinne werden so auch einige (vereinfachte) Allegorien in Szene gesetzt,  beispielsweise solche, die die Besonderheiten der verschiedenen Jahreszeiten aufgreifen. Als der Film beginnt, herrscht ein trister Winter – die Zeit, in der Mary die unglücklichsten Momente ihres Lebens erlebt. Mit dem Frühling / Sommer und der Erweckung der Natur blühen dann endlich auch wieder positive Gefühle in Mary auf – die in den Erfahrungen im geheimen Garten gipfeln und so eine auch für jüngere Zuschauer nachvollziehbare Charakterentwicklung bieten. Selbiger Garten ist indes ein Sinnbild für vieles – doch man sollte sich den Film selbst zu Gemüte führen, um die weitreichenden Bedeutungen desselben kennenzulernen, wenn es um den ganz eigenen, charmanten Filmkosmos von DER GEHEIME GARTEN geht. Denn auch das Schicksal von Mary’s Cousin Colin wird noch eine wichtige Rolle spielen. Der wird von seinem Vater in einer Art goldenem Käfig festgehalten – hier findet sich das sinnige Gegenstück zu Mary; die zumindest ihre Gefühle in sich verschloss.

Die gesamte Inszenierung des Films lässt dann auch nur einen Schluss zu: es geht weniger um eine besonders packende und ausgefeilte Geschichte, als vielmehr um das Verhältnis der jungen Charaktere untereinander; sowie deren Bezug zur Erwachsenenwelt. Obwohl sich der Film beinahe ausschließ auf diese Elemente konzentriert, gerät der Unterhaltungswert verdächtig hoch – dies ist zweifelsohne der stets deutlich spürbaren filmischen Magie anzulasten, die einen guten Kinder- und Familienfilm auszeichnet, auszeichnen sollte. Diese ‚Magie‘ sieht ein Erleben der Welt aus Kindersicht vor – folglich aber auch einige Vereinfachungen hinsichtlich des Plots und der Entwicklung der Geschichte, mit denen man als Zuschauer Leben muss. So zieht sich ein roter Faden kontinuierlich durch die Szenerie, merkliche Abweichungen kommen nicht vor. Der Film beginnt als Porträt einer Tristesse – und endet in einem positiv gestimmten Finale. Dabei erfährt man nicht immer genug über die Charaktere, sodass gerade mancherlei Wandlung bei den Erwachsenen etwas plötzlich daherkommt. Der technische Part kann hingegen wieder vollends punkten, gerade die Kamerafahrten durch den Garten erweisen sich als echtes optisches Highlight. Auch der Soundtrack entfaltet schnell seine Wirkungskraft, und unterstützt durch seine emotionalen Töne die durch die Bilder etablierte, leicht fantastische Stimmung. Die Darstellerriege sieht 3 wichtige Posten für deutlich jüngere Nachwuchstalente vor – wobei hier keinerlei Ausfälle zu verzeichnen sind, in Anbetracht des Alters und der relativen Schwierigkeit der Rollen machen alle ihre Sache ausserordentlich gut.

Fazit: DER GEHEIME GARTEN ist ein guter, zeitloser Kinderfilm mit einer magischen Note. Ein guter Soundtrack, tolle Kamerafahrten, talentierte Nachwuchsdarsteller und eine simple, aber enorm wirkungsvolle Geschichte runden das Gesamtpaket nach oben hin ab. Die ganze Welt ist ein Garten – solche und ähnliche Botschaften sind es zweifelsohne wert, entdeckt zu werden, zumindest im Film-Kontext.

4 Gedanken zu “Filmkritik: „Der Geheime Garten“ (1993)

  1. Prometheus 7 Sept 2012 / 02:02

    Ich muss ganz ehrlich sein…vielleicht war da nicht so mein aufnahmefähiger Tag, aber ich fand den Film recht langweilig. Womöglich ist die großteils SW-Verfilmung da besser.

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    • Oliverdsw 9 Sept 2012 / 22:59

      „Womöglich ist die großteils SW-Verfilmung da besser.“

      Ach, soetwas gibt’s ? D.h. das Teil hier ist „nur“ ein Remake ? Wenn ja, Asche auf mein Haupt. Und: Link bitte 🙂

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      • Prometheus 10 Sept 2012 / 03:06

        Ganz recht…Dean Stockwell spielt den Jungen, der das Zimmer nicht verlassen darf…viele werden ihn noch als „Al“ aus „Zurück in die Vergangenheit“ (Quantum Leap) kennen. 🙂 Merkdwürdigerweise dachte ich, dass der Schauspieler bereits verstorben ist (kommt öfters mal vor)…und lese gerade dass er erfreulicherweise doch noch lebt. 🙂

        Den gibts hier sogar komplett (hoffe das einbinden birgt keine rechtlichen Schwierigkeiten..ansonsten bitte entfernen^^)…

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        • Oliverdsw 12 Sept 2012 / 23:07

          Oh, gleich komplett; Danke. Solange das Teil auf Youtube ist, müssen ‚die‘ sich drum kümmern wenn was rechtliches anliegt. Wie war das doch gleich… für verlinkte Inhalte / Einbettung übernehme ich keine Haftung etc… müsste echt mal ein Impressum her^^

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