Es lebe der Alltag ! In der Tat ist seit dem letzten Teil meiner fidelen Online-Biografie bereits über ein komplettes Jahr vergangen. Eine verdammt lange Zeit in meinem persönlichen Mikrokosmos, eine eindeutig zu vernachlässigende Zeit in (m)einem allumfassenden Makrokosmos – sei es drum. Diese Rubrik ist dazu erschaffen worden, die hoffentlich mannigfaltigen Erfahrungen dieser Zeit in schriftlicher Form – wie immer für die Öffentlichkeit sichtbar – festzuhalten. Ganz unabhängig davon, wie viele nennenswerte Ereignisse es im Endeffekt tatsächlich geschafft haben, meine bescheidene Existenz zu beeinflussen; und neuen Erzählstoff so erst möglich zu machen.
Was für ein Stichwort. Blicke ich zurück, so ist festzustellen; dass sich der letzte Beitrag mit der (grundsätzlich positiven) Veränderung in meinem Berufsleben beschäftigte. Nun, sogleich folgt eine für manche sicher schier unglaubliche Tatsachenaufstellung: ich bin noch immer in dem damals angepriesenen Berufsfeld tätig, und das noch immer beim selben Arbeitgeber. Der aktuelle Vertrag läuft noch bis Ende Oktober, was mir bei meinem derzeitigen Arbeitgeber eine Gesamt-Beschäftigungszeit von exakt einem Jahr zuteil werden lässt; unter Einbeziehung der vorherigen Fremdfirma sogar noch länger. Für einige ein zutiefst gewöhnlicher Zustand, für mich selbst nicht weniger als ein kleiner aber feiner Rekord. So kann ich nun nicht nur Arbeitslosengeld I beziehen (natürlich nur hypothetisch – dennoch einen teils zünftigen, teils leidigen Jubelschrei einsetzen); ich habe mir in Bezug auf meinen Lebenslauf eine nette kleine Grundlage geschaffen, die dazu beitragen kann dass ich auch weiterhin beschäftigt bleiben werde. Wenn ich das möchte.
Doch wie es eben so ist, beschreibt der berufliche Werdegang nur einen kleinen Ausschnitt eines Menschenlebens, einen Teil einer Biografie – der oder die anderen beziehen sich auf das Privatleben in all seinen Facetten. Auch wenn ich nun quasi mitten im Leben stehe, dass heißt einen ständigen Umgang mit Menschen pflege und mein eigenes Geld verdiene (was ich leider nicht komplett behalten darf); so ist doch gerade in Bezug auf die persönliche Entwicklung ein gewisser Stillstand auszumachen. Wahrscheinlich ist das nichts neues, zieht sich diese Nuance (wäre es doch nur eine) durch meine gesamte Biografie, oder doch zumindest die späteren Teile. Ob es nun vorangeht oder nicht, es fühlt sich zumindest stark nach einem Verharren in alten Gewohn- und Gepflogenheiten an. So kommt es, dass ich nicht viele der Dinge, die sich im Laufe der Zeit ereigneten, direkt an mich heran gelassen habe. Man trägt eine Maske, einen Schleier; zum Schutze der eigenen Seelenwelt oder schlicht um eine außerplanmäßige Offenbarung zu vermeiden – in der Hoffnung, dass sich eines Tages doch noch das große Wunder abzeichnen könnte. Oder, dass die Welt nach all den Diskussionen nun doch endlich untergehen; oder besser sich selbst reinigen könnte – verdient hätten wir es nicht anders. Was hilft alles spekulieren und alles Gerede – am Ende bleibt uns eine einsame, unspektakuläre Existenz; die nicht einmal eine Notiz in der großen Geschichte der Welt wert sein wird.
Wen interessiert es da schon, dass eine Gestalt wie der große böse Gerichtsvollzieher die nächsten Tage auf der Matte stehen könnte ? Genau. Nun, auch wenn ich es mir schon immer sehnlichst gewünscht habe, mit einer solchen Amtsperson einen (Instant-) Kaffee zu genießen; so bereitet mir das ganze Dilemma nun langsam doch Kopfzerbrechen; obwohl es das nicht sollte. Bleiben wir ernst; so ernst, wie es die Umstände erfordern. Gewiss habe ich in dieser Hinsicht ein klein wenig über meine Verhältnisse hinaus gelebt, beziehungsweise Geld verprasst welches grundsätzlich anderen zustehen sollte. Ja, sollte es das ? Teilweise. Aber so ist das: wenn man den geernteten Gewinn aus der ersten Ebene (Arbeitsleben) in die zweite Ebene (persönliche Vorlieben) transferiert, bleibt so manches auf der Strecke – das eigentliche Pflichtprogramm. Doch es erscheint mir (und sicher nicht nur mir) nach wie vor ärgerlich, dass man aus den Früchten seiner Arbeit lediglich Samen gewinnt, die das erneute Abernten möglich machen. Oder anders ausgedrückt: dass man existiert um einer Arbeit nachzugehen, und einer Arbeit nachgeht um durch den jeweiligen Verdient gerade mal so zu überleben und weiterhin arbeiten gehen zu können.
Grüße auch an eine Person, die mich auf diesem Weg, der sicherlich nicht jedermanns (oder -fraus) Sache ist, begleitet hat. Ich muss meinen dahingehend Dank aussprechen – für übernommene Kost und Logis, für allerlei Freizeit-Unternehmungen, für den Kontakt zu einer jüngeren, noch halbwegs sorgenlosen Generation. Zweifelsohne gefiel mir diese Zeit; gefällt mir immer noch – doch ist ein Herz wie das meine stur, was dergleichen betrifft. Und nur schwerlich zu beeindrucken, was nicht bedeuten soll dass ich mich zu einer gewissen Herzlosigkeit bekenne – sondern nur, dass ich meinen Platz noch finden muss. Oder besser: dass er mich finden muss, sofern es so etwas wie einen Gott gibt. Hat ein jeder wirklich seinen ihm zugewiesenen Platz auszufüllen; auch wenn die Voraussetzungen dafür alles andere als günstig sind, und einen zutiefst steinigen Weg vorsehen ? Entweder man wächst an Herausforderungen, oder geht an ihnen zugrunde. So oder so ist die gewonnene Erfahrung hoffentlich etwas wert – auch wenn eine gewisse repetitive Tendenz dies eigentlich – langsam aber sicher – überflüssig machen sollte.
Erwähnt seien auch die Kameraden von dereinst (+ Extra-Erwähnung für Prometheus); ich hoffe es geht euch den Umständen entsprechend. Auch wenn ich hier nicht die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe anspreche, kommt es mir einstweilen so vor – mit mir selbst als absolutem Präzedenzfall. Seit euch nur sicher, dass der ausbleibende Kontakt in meiner Wenigkeit begründet liegt. Ich bin Schuld, sofern man diesen Begriff benützt wissen möchte – alles andere wäre aber auch irgendwie langweilig. Es ist nur so, dass ich auf etwas anderes warte – auch wenn es sein kann, dass das Schicksal mir dahingehend nicht mehr genug Zeit einberäumen könnte. Aber: Freundschaften sind wichtig und wertvoll, mindestens ebenso sehr wie eine tägliche Dosis Medikamente (sic); helfen sie die Wirren der eigenen Existenz und der der Welt doch etwas annehmlicher zu gestalten. Sie bieten die Möglichkeit, sich zurücklehnen zu können und die aufkommenden Fragen gezielt und nacheinander zu beantworten; anstatt das gleich alle gemeinsam einen Ansturm wagen, unter dem der Wirt möglicherweise zerbrechen könnte.
Sonst noch etwas ? Gewiss, ich habe mein Traumgewicht von etwa 115 Kilogramm erreicht, sowie meine Traumfigur. Stämmig und erhaben, bereit für den einen Moment, bereit alles widerspenstige beiseite zu schaffen. Ich habe mir das Rauchen nicht abgewöhnt, ermöglicht mir diese Form der Selbstkasteiung (wer glaubt, der Konsum von Schadstoffen sei etwas anderes, irrt) noch immer einen gewissen Frieden und eine tiefe, wenn auch eingeredete innerliche Entspannung. Ich hörte von einigen Delinquenten, die die Existenz eines gewissen Medikaments in Frage stellten – Anlass genug, mich für immerhin 5 Minuten in Unsicherheit zu wägen. Doch nichts ist mächtiger als der vermeintliche Alltag; der Mantel des Alltags, unter dem man sich auch als Freigeist verstecken und kurz wärmen kann, um danach wieder in deutlich unwirtlicheren Gefilden Zuflucht zu finden. In diesem Sinne bleibt wohl doch alles beim alten… es sei denn, ein Wunder geschieht; gern auch in Form des von den Maya prophezeiten Weltuntergangs. Nicht vergessen: das Schicksal der Zerstörung geht mit der Freude des Neubeginns einher (Anno)… grüßt mir die Sonne, all ihr die ihr noch Höhenluft kosten könnt.