Filmkritik: „Bob Der Baggerführer“ (2014)

bob-der-baggerfuehrer_500

Originaltitel: Bob Der Baggerführer
Regie: Jochen Taubert
Mit: Ralf Richter, Tom Barcal, Kelly Trump u.a.
Land: Deutschland
Laufzeit: ca. 74 Minuten
FSK: ab 18 freigegeben
Genre: Komödie
Tags: Nazis | Baggerfahrer | Bauarbeiter | Zeitreise | Trash | Klamauk

Auch einem Baggerführer spielt das Schicksal manchmal übel mit.

Kurzinhalt: Bob ist ein Bauarbeiter der übelsten Sorte. Weder ist er besonders fleißig, noch scheint er auf seine Gesundheit und sein Äußeres zu achten. Auch hat er ständig nur Frauen im Kopf; zumeist aber nur solche die er aus diversen Schmuddelheftchen kennt. Eines Tages aber kommt es zu einem spektakulären Fund an einer Baugrube: Bob und seine Kollegen entdecken eine offenbar intakte Bombe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Kurz darauf gibt es eine Explosion – und Bob findet sich inmitten eines Außenpostens des Dritten Reiches wieder. Er scheint in der Zeit zurückgereist zu sein – doch all das kümmert ihn wenig. Viel mehr interessieren ihn die Frauen, denen er auf seinem merkwürdigen Trip in die Vergangenheit begegnet – und dass ihm ein besonders skrupelloser Nazi-Scherge eine seiner Angebeteten streitig macht.

Kritik: Achtung, Spoiler ! Das Genre des Trashfilms ist längst zu einem Teil der heutigen Filmkultur geworden. Sicherlich auch, da es ein vielfältigeres Genre ist als eventuell gedacht – wobei die verschiedenen Ausrichtungen jeweils völlig unterschiedliche Zielgruppen haben. Seien es eher kuriose Auswüchse in Form des eher seltener gewordenen unfreiwilligen Trashs mit bezeichnenden Horror-Werken wie TROLL 2 als Vorreiter; dreist-kommerziell orientierte Billig-Werke frei nach der berühmt-berüchtigten THE ASYLUM-Studiophilosophie – oder der kunstvolle Trashfilm, der seinerzeit Perlen wie BRAINDEAD hervorgebracht hat. Der Möglichkeiten etwas zutiefst polarisierendes aus einem vergleichsweise geringen Budget und wenigen Mitteln zu erschaffen, gibt es wahrlich viele. Doch auch wenn sich viele Filme, die man grob in die Sparte der Trashfilme einordnen könnte ohnehin fernab des Mainstreams bewegen und sich so gesehen auch einer breiteren Kritik entziehen; gibt es Regeln die man beachten sollte – zumindest dann wenn ein guter, im besten Fall sogar stilvoller Trashfilm entstehen soll. Macht man das nicht, läuft wie im Falle von BOB DER BAGGERFAHRER Gefahr, das Ziel trotz eines entsprechend anvisierten Zielpublikums gewaltig zu verfehlen.

Warum das Unterfangen in diesem Fall grob misslingt, bleibt damit auch nicht lange ein Geheimnis: Regisseur Jochen Taubert scheint eine etwas andere, selbst mit einem Großteil des eingefleischten Trash-Publikums kaum zu vereinbarende Vorstellung des Genres zu haben – und zelebriert diese auch in aller Konsequenz. Sein Werk BOB DER BAGGERFAHRER steht somit nicht nur unter einem schlechten Stern, weil es allzu offensichtlich auf den vermeintlichen Lehrfilm STAPLERFAHRER KLAUS Bezug nimmt – sondern auch, da der Regisseur und das gesamte hier auftretende Filmteam nicht unbedingt für ein wie auch immer geartetes Fingerspitzengefühl bekannt sind. Die Vorstellung, alles gängigen Filmkonventionen gehörig auf den Kopf zu stellen mag zwar eine rebellische sein – doch wenn man dabei über keinerlei gute oder unverbrauchte Ideen verfügt, ist das Ergebnis ein entsprechend ernüchterndes. BOB DER BAGGERFAHRER trumpft dementsprechend mit vielen Aspekten auf, die Trashfilme einstweilen auszeichnen – doch lässt dabei einen jeglichen künstlerischen Kontext vermissen.

So gerät der hier präsentierte Trash tatsächlich zu einem Produkt für die Mülltonne – und zu etwas, dass selbst unter den abenteuerlichsten Bedingungen kaum für Aufsehen, geschweige denn einen Anflug guter Unterhaltung sorgen könnte. Die Story ist hanebüchen und stützt sich plump auf das gängige Konzept der Nazisploitation, die Attribuierung der Darsteller als Laien wäre noch ein zu großes Lob, Dialoge sind so gut wie keine vorhanden (und dennoch hatten die Darsteller teilweise zu kämpfen, wie man es den Outtakes entnehmen kann), Figurenzeichnung gibt es nicht; und die handwerklichen Aspekte lassen selbst einen jeden privat erstellen Youtube-Clip zu einem Blockbuster für die große Leinwand avancieren. All das wäre vielleicht noch gar kein Todesurteil, würde man zumindest ansatzweise eine wie auch immer geartete Ambition der Verantwortlichen dahinter spüren – doch die einzige, die sich hier entdecken ließe wäre eine die darauf ausgerichtet ist den Zuschauer zu verärgern; und eben nicht gut zu unterhalten.

Als Sahnehäubchen, und weil der Film so etwas blutleer und unspektakulär gewirkt hätte; setzen Jochen Taubert und sein Team noch am ehesten auf eine große Portion Billig-Sex und Kunstblut, dass diese Bezeichnung auch wahrlich verdient. Selten waren selbst hanebüchene Splatter-Szenen so schlecht in Szene gesetzt – mit unglaubwürdigen Darstellungen, peinlichen Schnitten; und natürlich auch allerlei künstlichen Soundeffekten aus dem Off. Über die dazu passenden Spezialeffekte der Marke Farbmalkasten für Grundschulkinder, oder aber den nervtötenden Soundtrack (der besonders dann eine Frechheit ist, wenn Popmusikstücke in voller Länge gespielt werden) braucht man dann auch gar nicht erst zu reden. Anders gesagt: was man falsch machen kann wurde falsch gemacht.

Fazit: Auch wenn sie wahrlich meilenweit davon entfernt sind einen guten Ruf zu haben; haben sich selbst Ralf Richter oder Kelly Trump mit der Mitwirkung an einem Projekt wie BOB DER BAGGERFAHRER wohl keinen großen Gefallen getan. Der Film ist schlichtweg peinlich, und offeriert dem verdutzten Zuschauer eine Form der Trashkost, die selbst das Niveau von dreisten Filmplagiaten aus der Produktionsschmiede THE ASYLUM zu unterminieren vermag. Denn auch wenn die Ambitionen jener Plagiatsfirma alles andere als ehrenwert sein mögen, so haben sie zumindest ein klar erkennbares Ziel: Mist zu Geld zu machen. Was Jochen Taubert und sein Team erreichen wollten, bleibt dagegen schleierhaft. Vielleicht wollten sie ja einfach nur Spaß haben – doch dann hätten sie besser davon abgesehen, andere daran teilhaben zu lassen.

border_01
05button

„Ein zielloses Durchforsten von Youtube fördert mehr zutage als dieses in jeder Hinsicht unterirdische Filmprojekt.“

filmkritikborder

Ein Gedanke zu “Filmkritik: „Bob Der Baggerführer“ (2014)

  1. Gerry 20 Apr 2018 / 08:41

    Ich habe mir den Film ohne vorherige Recherche gestern spontan im Playstation-Network angesehen. Schon beim Vorspann wurde mir dann klar, was mich erwarten würde. Nun gut, es war mein erster Trashfilm, sodass ich es eigentlich ganz lustig fand, die vielen Peinlichkeiten auf mich wirken zu lassen ;-).

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse eine Antwort zu Gerry Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..