Metal-CD-Review: 4TH DIMENSION – Dispelling The Veil Of Illusions (2014)

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Alben-Titel: Dispelling The Veil Of Illusions
Künstler / Band: 4th Dimension (mehr)
Land: Italien
Stil / Genre: Symphonic Power Metal
Label: Power Prog Records

Alben-Lineup:

Stefano Pinaroli – Bass
Massimiliano Forte – Drums
Michele Segafredo – Guitars
Talete Fusaro – Keyboards
Andrea Bicego – Vocals

Track-Liste:

1. Veil 3102 (01:47)
2. A Circle in the Ice (04:01)
3. Kingdom of Thyne Illusions (03:42)
4. Quantum Leap (03:31)
5. ExtraWorld (04:47)
6. White Logic (04:53)
7. Memoirs of the Abyss (04:22)
8. The Watchtower (A Dream of Chivalry) (03:55)
9. Dissonant Hearts (04:48)
10. Away (04:06)

Beim Schritt nach vorne den Abgrund übersehen ?

4TH DIMENSION sind eine jener aufstrebenden italienischen Metal-Bands, die es nicht gerade leicht haben. Vor allem, da die Konkurrenz bekanntlich niemals schläft – und gerade in Bezug auf das Subgenre des Symphonic Power Metals ordentlich Material vorgelegt wurde. Wer nicht zumindest eine handvoll Bands und Alben aus einem ganz speziellen geografischen Gebiet kennt, interessiert sich entweder nicht für das Genre – oder hat Italien generell auf seiner schwarzen Liste. Wie also sollte sich eine vergleichsweise junge Band profilieren, und im besten Falle noch von der schwer zu bändigenden Masse abheben ? Klar ist nur, dass die Band auf ihrem 2011’er Debütalbum THE WHITE PATH TO REBIRTH (Review) noch keine allzu großen Wagnisse einging. Zwar lieferten sie ein rundum gelungenes Genrewerk ab, doch etwaige Parallelen zu potentiellen Vorbildern a’la RHAPSODY OF FIRE ergaben sich nicht von ungefähr. Umso passender erscheint es, dass RHAPSODY-Frontmann Fabio Lione auch gleich für einen Gastauftritt verpflichtet wurde. Nun aber schreiben wir das Jahr 2014, und 4TH DIMENSION haben sich weiterentwickelt – was deutlich zu hören ist. Fragt sich nur noch, in welche Richtung.

Denn: hört man ein Album wie das vorliegende DISPELLING THE VEIL OF ILLUSIONS, dauert es nicht allzu lange bis ein markanter Verdacht aufkommt. Haben die Italiener, beziehungsweise der verantwortliche Mann hinter den Tasten einen eventuell etwas übertriebenen Fokus auf das Keyboard gelegt ? Jene quietschbunt-elektronischen Attacken sorgen dafür, dass das gesamte Album einen recht künstlich wirkenden Schliff verpasst bekommt – und es kaum noch unter dem Obergenre des Power Metal allein fungieren kann. Sicher, von RHAPSODY OF FIRE und Konsorten hat man sich spätestens damit distanziert – doch wirklich neu ist auch jene Herangehensweise nicht. Auch nicht in Italien, wo es bereits seit 1999 eine ganz ähnliche Combo gibt: SYNTHPHONIA SUPREMA. Die spielt einen ähnlich flotten, melodiösen und stark vom Keyboard getragenen Power Metal – den man am ehesten als Electronic Power Metal bezeichnen könnte, auch wenn es ein solches Genre noch nicht gibt. Im Gegensatz zu 4TH DIMENSION aber wirkt es bei jener Vergleichsband stets so, als hätten sie ein gewisses Konzept – im vorliegenden Fall hat man viel eher das Gefühl, als hätte man sich kreuz und quer durch die Sample-Trickkiste gehangelt.

Sicher sollte der Fokus bei einem Review wie diesem nicht unbedingt auf einem einzelnen Instrument liegen, im besten Fall gibt es noch genügend andere musikalische Anhaltspunkte. In der Tat gibt es sie, auch bei 4TH DIMENSION – doch ist es schlicht ungleich schwerer, zu ihnen vorzudringen. Der alles umfassende, selbst für hart gesottene Genre-Fans äußerst klebrig und kitschig erscheinende Keyboard-Klangteppich hüllt einen jeden einzelnen Titel konsequent ein – da geraten selbst Freunde von ähnlich feucht-fröhlichen Combos a’la FREEDOM CALL ins Grübeln. Ein weiteres Problem ist, dass 4TH DIMENSION – jene musikalische Deckschicht einmal komplett außen vorgelassen – in Bezug auf ihr sonstiges Handwerk nicht gerade spektakuläres vorzuweisen haben. Das Riffing ist simpel und geht des öfteren in der süffig-süßen Klangkulisse unter, nennenswerte Soli oder besonders atmosphärische Instrumentalparts gibt es nicht. Das Drumming ist im besten Fall als solide zu bezeichnen, doch auch hier fehlt ein wenig Bumms – nur der Bass, der in so manchem Titel sogar eine übergeordnete Rolle spielt; kommt hie und da recht gut zum Tragen.

Hierbei handelt es sich auch um das einzige Element, welches in der Produktion gut abschneidet – DISPELLING THE VEIL OF ILLUSIONS klingt in den tiefen Frequenzen am besten und stilsichersten. Geht man etwas höher, ergeben sich zahlreiche Probleme: der Leadgesang wirkt so als stünde er auf etwas wackeligen Beinen (was offenbar nicht am Sänger liegt), bei vermehrtem Schlagzeugeinsatz entsteht ein diffuser, geradezu schepprig klingender Gesamteindruck, das Keyboard klingt alles andere als geerdet und befindet sich zu stark im Vordergrund. Dies sind einige besonders markante Kritikpunkte, die im vorliegenden Falle einer Zweitveröffentlichung und mit der Erfahrung aus dem deutlich wohlklingerenden Debüt eigentlich hätten ausbleiben müssen. Anders gesagt: mit DISPELLING THE VEIL OF ILLUSIONS geht man in vielerlei Hinsicht einen Schritt zurück.

Aber auch sonst sieht es nicht unbedingt rosig aus für das zweite Album. Mit einem Arsenal von gerade einmal 9 Titeln (sowie einem Intro) und einer Laufzeit von unter 40 Minuten sollte man eigentlich davon ausgehen, dass wirklich nur das absolut hochkarätigste Material ausgewählt wurde – doch das ist nicht unbedingt der Fall. Während das Intro komplett zu vernachlässigen ist, zünden die verbleibenden Nummern schnell – verschwinden aber auch genauso schnell wieder aus dem Gehörgang. Dies liegt zweifelsohne daran, dass bei fast allen Titeln eine geradezu unerträgliche Süße mitschwingt, die sich dem Hörer recht penetrant aufdrängt. Das, was diesbezüglich durch den Gesang übertragen wird mag noch erträglich sein, zumal Andrea Bicego ein passabler Metal-Frontmann ist – doch auf der instrumentalen Ebene von DISPELLING THE VEIL OF ILLUSIONS gibt es wahrlich nicht viel zu holen. Hört man eine Nummer wie das etwa 3 Minuten lange QUANTUM LEAP, wird schnell ersichtlich worum es geht: 4TH DIMENSION klingen nicht nur recht artifiziell, sondern entwickeln aufgrund der an frühere Computerspiele erinnernden Melodien bestenfalls einen gewissen (wohl aber unfreiwilligen) Retro-Charme. Dann doch lieber die ‚alten‘ 4TH DIMENSION, egal wie sehr sie nun RHAPSODY-orientiert waren oder nicht – denn die neuen Inspirationsquellen a’la SYNTPHONIA SUPREMA oder FUGATTA sind auch nicht unbedingt das gelbe vom Ei.

Fazit: Oha. Das, was 4TH DIMENSION der Hörerschaft auf ihrem zweiten Album DISPELLING THE VEIL OF ILLUSIONS kredenzen, ist selbst für Genreverhältnisse ein wenig zu viel des Guten. Beziehungsweise zu wenig – denn bis auf das fast durchgängig omnipräsente, arg beliebig und künstlich klingende Keyboard bleibt es verdächtig ruhig und unspektakulär. Eine alles andere als optimale Produktion, die geringe Spielzeit und absolute Fehlgriffe wie das selbst gesanglich nur schwer erträgliche AWAY machen das Album zur ersten echten Enttäuschung des (Power-) Metal-Jahres 2014. Dann doch lieber das Debütalbum – oder eine der zahlreichen sich anbietenden Alternativbands. 4TH DIMENSION müssen sich wahrlich ins Zeug legen, um den mit diesem schwachen Album hinterlassenen Eindruck wieder wettmachen zu können.

Absolute Anspieltipps: KINGDOM OF THYNE ILLUSIONS


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„Die erste waschechte Power Metal-Enttäuschung des Jahres 2014; leider.“

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